Nachdem ich nun seit gut fünf Monaten ins amerikanische Arbeitsleben eingestiegen bin, habe ich mich schon langsam an die etwas anderen Arbeitsbedingungen gewöhnt. Mit „etwas anderen Arbeitsbedingungen“ meine ich zum Beispiel keine bezahlten Krankheitstage, nach einem Jahr 10 Tage bezahlten Urlaub und weniger Bezahlung als in Deutschland. Aber es soll sich ja beim PPP nicht nur um die Arbeit drehen, sondern auch darum, Erfahrungen zu sammeln und etwas zu erleben. In diesem Blogeintrag werde ich wahrscheinlich ein paar Englische Begriffe mit rein mixen, da ich angefangen habe, sogar auf Englisch zu träumen und zu denken, und ehrlich gesagt, Deutsch schreiben mir etwas schwerfällt. 🙂

Wenn ich meine Kamera auf dem Handy so durchschaue, habe ich seit Januar einiges erlebet, ich war viel Unterwegs in und um Wytheville, war auf der Jagd, beim Rodeo, wandern in Tennessee, auf der GalaxyCon in Richmond, auf Konzerten und noch einiges mehr. Aber von vorne.

Meine erste Jagt

Nachdem ich meinen neuen Job begonnen habe, habe ich nicht mehr bei den Pferden unter der Woche helfen können aus Zeitgründen. Mit den Leuten, die dort aber arbeiten, habe ich allerdings immer noch Kontakt. Mit Joey, Jade und ihrem Kumpel Hank habe ich mich ziemlich gut angefreundet. Nachdem Emma, meine Freundin aus dem Stall, zurück nach Indiana gezogen ist, habe ich Jade und Joey geholfen aus ihrer Wohnung auszuziehen, und in Emmas Wohnung einzuziehen, da diese näher am Stall liegt und auch viel moderner ist. In der alten Wohnung konnte man nämlich die abgeschlossene Tür wie in den Filmen FBI-mäßig eintreten. Dabei habe ich ihre ganzen Tiere (Chamäleon, Katzen, Fische und Zwerg-Bartagame) kennen lernen dürfen. Als Dankeschön haben sie mich dann an einem Wochenende auf die Jagd eingeladen. Nachdem ich mich unter Hanks Anleitung passend bei Walmart eingekleidet hatte, hat er noch eine neue „Rifle“ aus dem Gunstore gekauft, extra für mich. Auf dem Weg zum Grundstück von Hanks Großeltern wurde mir dann unsere Mission erklärt: Wir jagen heute Eichhörnchen, die dann abends mit Bratensoße (wird hier Gravy genannt) gegessen werden. Ich kann jetzt schon so viel verraten: ein Eichhörnchen haben wir nicht geschossen.

Nach kurzem einschießen auf leere Pepsi-Dosen und die umstehenden Bäume haben wir das Futter, unseren Köder, gemixt und sind dann mit unseren Rifles und Shotguns losmarschiert. Erster Jagdstand war in einem Tal neben dem Weg am Boden, dort haben sich Joey und Jade postiert. Ich bin mit Hank etwas den Weg gefolgt und rauf auf einen Jägersitz. Es war verdammt kalt an diesem Tag, ich war so froh, meine Handschuhe eingepackt zu haben. Im Schnee konnten wir dann ein paar Spuren von ein paar Rehen sehen, aber unser Ziel war nach wie vor Eichhörnchen.

Nach ungefähr dreißig Minuten hat uns dann Joey ein Bild von ein paar Rehen geschickt, die am Weg vorbei in ein weiteres Tal gezogen sind. Nachdem nach weiteren 45 Minuten immer noch kein Eichhörnchen zu sehen war, haben wir langsam aufgeben wollen, als wir dann jedoch ein paar Truthähne in der Ferne hörten. Also sind wir los, Richtung der Geräusche, fest entschlossen, heute Abend dann Truthahn zu essen. In der Senke waren dann allerdings keine Truthähne, aber drei Rehe, ungefähr 300 Meter von uns entfernt. Hank hat dann nicht lange gefackelt, hat das Gewehr angelegt und das Reh auf den dritten Versuch im Kopf getroffen. Das Reh ging daraufhin zu Boden, war aber meiner Meinung nach nicht tot.  Ich habe mir eingebildet, dass es mit dem Kopf noch um sich schlägt. Hank meinte darauf hin, dass das der große Puschelschwanz sei, der noch um sich schlägt. Nachdem wir aber dann vorsichtig in die Senke geschlittert sind und näher an das Reh herankamen, stellte sich raus, dass ich recht hatte. Das arme Reh war leider noch nicht tot. Hank musste daraufhin (auf kurzer Distanz) noch ein paar Mal schießen, bis das Reh endgültig erlegt war. Wie es sich in der Jagdkultur gehört, habe ich dann mit dem erlegten Reh und der Rifle ein Bild gemacht (wer es sehen möchte, kann mir gerne schreiben), bevor wir angefangen haben, das Tier über einen Minibach und das Gebüsch aus dem Wald zu zerren. So ein Reh ist nämlich ganz schön schwer, und um es cool über die Schulter zu schwingen, bin ich leider zu schwach. Joey und Jade haben in der Zwischenzeit den Pickup von Hank so nah wie es geht herangefahren, und wir haben das Reh zu ihnen in die neue Wohnung in den Keller transportiert. In einem Akt über drei Tage haben wir es ausgenommen und so gut wie möglich verwertet. Am Sonntag gab es dann bei mir Rehbraten nach Rezept von meinem Onkel. Und es war so lecker. Das Fleisch war zart und hat gar nicht nach Wild geschmeckt, eher nach Rind. Das ganze Erlebnis war schon etwas schräg, aber ich würde es nicht missen wollen.

Rodeo wie im wilden Westen

Nach dem Jagderlebnis, habe ich dann Hank, Joey und Jade gefragt, ob sie mit mir zum Rodeo nach Wytheville (man spricht das übrigens „Wiffwill“ aus) gehen wollen. Gesagt, getan sind wir abends zum Rodeo gedüst. Dort hatte ich eigentlich eher erwartet, dass das Event wie eine Convention aufgebaut ist, aber nein, es war eine Halle so groß wie beide Jurahallen in Neumarkt zusammen, in der Mitte war der Platz mit den eingezäunten Bullen und Pferden zur linken, auf der Tribüne außen rum die Zuschauer. Eigentlich wollte ich mir dort endlich richtige Cowboystiefel zulegen, da ich mit meinen Adidas so ziemlich die Einzige war, die nicht in solchen Stiefeln rumgelaufen ist, aber es gab dort leider keine einzigen Stände (abgesehen von Essen) die etwas verkauft haben. Nichtsdestotrotz haben wir einen lustigen Abend gehabt. Es gibt beim Rodeo verschiedenen Disziplinen, und vor dem eigentlichen Rodeo auf Pferden und Bullen wurden auch noch die Barrel-Racing Meisterschaften ausgetragen. Jade hat mir dann erklärt, der Reiter beim Rodeo muss eine gewisse Anzahl von Sekunden auf dem Rücken ausharren, nachdem diese dann vorbei sind, wird er so schnell wie möglich von zwei „Scouts“ heruntergeholt. Die Cowboys, die sich auf die Bullen und Pferde draufsetzen, werden von den Zuschauern gefeiert wie Nationalhelden. Im Vergleich von Bulle und Pferd hat mir das Rodeo auf dem Pferd zum Zuschauen besser gefallen. Der Bulle dreht sich eher im Kreis und versucht, den Reiter so herunter zu bekommen, wobei das Pferd eher bockt und mehr herumspringt.

Nach gut zwei Stunden war das Spektakel dann vorbei, wir sind zurück nach Princeton gefahren und haben dann den Rest vom Abend noch in der Billiardbar ausklingen lassen.

Geisterjagen in Wytheville mit den „Wraith Chasers“

Amerika wäre nicht Amerika, wenn man nicht auch etwas Verrücktes unternimmt, das mit paranormalen Aktivitäten zu tun hat. Und so habe ich dann über das Valentinstagswochenende an einer offiziellen Geisterjagt in der Octagon Mansion in Wytheville teilgenommen (Ich jage alles, egal ob Eichhörnchen, Reh oder Gespenst!). „The Octagon Mansion“ ist ein privates Geschichtsmusem, wo man allerlei historische Objekte aus Amerika bewundern kann, von Unformen, zu Waffen über Fotos und allerlei Kleinkram. Nachdem mir meine Begleitung abgesagt hatte (und meine Ersatzbegleitung drei Stunden vorher ebenfalls), bin ich dann also alleine auf Geisterjagt.

Um ehrlich zu sein, hatte ich ja schon etwas muffel. Wer mich kennt weiß, dass ich nicht mal in die Geisterhäuser auf dem Volksfest gehe, weil ich immer ziemlich Angst bekomme. Meine Bedenke waren aber schnell vorbei, als ich dort ankam, wurde ich von lauter netten Leuten begrüßt. Auch wenn ich dort niemanden kannte, es war nicht weiter schlimm. Ich wurde dann ziemlich schnell in die Kleingruppe „Rot“ integriert und wir gingen dann nach einer Begrüßungsrunde zu unserem ersten zugeteilten Raum.

Aber wie genau läuft denn eine Geisterjagt eigentlich ab? Nun, zuerst haben sich alle Beteiligten von der Organisation vorgestellt. Ich war vor allem auf die Wraith Chasers gespannt. Mike und Chris sind in Amerika mit ihrer Serie „Haunted Towns“ im TV unterwegs, und ich war mir ziemlich sicher, sie auch schon auf DMAX in Deutschland zwischen den Moonshinern (die übrigens hauptsächlich in der Gegend um Bluefield gedreht wurden) und den Monsterjägern gesehen zu haben. Wir wurden dann in vier Kleingruppen eingeteilt, und wer kein eigenes Equipment zum Geisterjagen dabeihatte, konnte sich etwas ausleihen. Wir wurden dann auf „Investigation“ geschickt in die verschiedenen Bereiche des Museums. In den Bereichen waren dann sogenannte Wraith-Boxen (kleine Boxen mit Antennen die leuchten und Sound abgeben) und Messgeräte aufgestellt, die dann je nachdem ob ein Geist mit ihnen interagiert, leuchten oder Töne von sich geben. Das diese mit den Handys interagieren wurde durch Flugmodus von allen Teilnehmern verhindert.

Meine Gruppe hatte am Tag davor schon an den Mini-Investigations teilgenomen und mir die verrücktesten Storys von sich bewegenden Murmeln und Schachfiguren erzählt. Ich habe dann natürlich auch gehofft, so einen Extremfall zu erleben, aber leider war meine Anwesenheit den Geistern wohl zu unheimlich um irgendwelche Gegenstände zu bewegen. Je nach Location haben wir dann mit unterschiedlichen Geistern über eine App oder Wünschelruten gesprochen, unterschiedliche Geräte zur Kommunikation ausprobiert und hatten viel Spaß, ich habe selten so viel lachen müssen. Nach jeder Investigation sind wir dann zurück in den Aufenthaltsraum und haben die besten Interaktionen der Geister auf ein Whiteboard aufgeschrieben und nach einer kurzen Pause wurde der Raum mit der nächsten Gruppe gewechselt. Der eigentliche Witz bei der Sache ist, dass 90% der Anwesenden vollkommen vom Paranormalen überzeugt sind und regelmäßig auf diese Geisterjagt-Events gehen. Viele bringen ganze Koffer mit Messgeräten, Antennenequipment und Nachtsichtkameras mit. Ich habe mich davon schon auch etwas anstecken lassen, aber so ganz bin ich auf den paranormalen Zug doch nicht aufgesprungen. Am besten fand ich jedoch die kleinen Konversationen in den Pausen, wo dann auch gefragt wurde, ob ich denn extra aus Deutschland zur Geisterjagt hergeflogen bin (klar, jederzeit!). Ich habe dann auch von den Experten gelernt, dass es schon sein kann, dass ich auch Geister auf Deutsch sprechen höre, gab hier ja auch früher schon Deutsche, die eingewandert sind und jetzt in der Octagon Mansion ihr Unwesen treiben. Von Mike wurde ich dann auch noch auf das nächste Geisterjagt-Event eingeladen, aber an dem Wochenende hatte ich dann andere Pläne.

Schießübungen in Wytheville

Nachdem mir bei Jade und Joey so einiges aufgefallen ist, dass eigentlich ziemlich illegal ist und auch gefährlich, habe ich mich nach neuen Freunden umgesehen. Online habe ich dann Andy kennen gelernt, und was soll ich sagen, ich habe ihn nicht leiden können. An dem Sonntagmorgen, an dem ich das Reh gebraten habe, habe ich nebenbei mit ihm online über den Weltfrieden gestritten. Irgendwann haben wir das Thema gewechselt, und er meinte dann, (nachdem Hank ja das Reh geschossen hatte und nicht ich) wir können ja mal nach Wytheville zur Shooting Range gehen und dort ein bisschen üben, denn er wohnt eigentlich in North Carolina, aber die Eltern wohnen dort.

Ich bin ja sowieso immer fürs schießen zu begeistern, weshalb ich dann zugesagt habe und mich mit ihm ein paar Wochen später dort getroffen habe. Er hat gefühlt Waffen für eine halbe Armee dabeigehabt, von Pistolen über Shotguns und verschiedene Kaliber Rifles. Ich habe alles mal schießen dürfen und er hat mir wertvolle Tipps gegeben zu meiner Haltung und Handhabung. An dem Tag haben wir mehrere Hunderte Dollar Munition verschossen. Den Abend haben wir dann bei Cracker Barrel verbracht, einer richtig guten Restaurantkette mit traditionellem amerikanischem Essen, nicht nur Burger und Pommes. Wir haben dann festgestellt, dass wir bis auf das Thema Weltfrieden eigentlich doch recht gut harmonieren und haben dann beschlossen, von nun an jedes Wochenende zusammen zu verbringen.

Mal schauen wir die Stadt an, mal helfe ich bei seinem Haus in North Carolina (als Dankeschön, das er mit mir so viel unternimmt). Sein Hund Zeke, ein zweijähriger Deutscher Schäferhund, ist mir dabei auch ziemlich schnell ans Herz gewachsen. Und so habe ich dann das Wochenende darauf in Jefferson, bzw. West Jefferson verbracht. Eine ziemlich kleine, alte Stadt. Die Häuser sehen dort noch genauso aus wie in den alten Western Filmen, bloß mit Autos aus der heutigen Zeit die davor parken. Die Leute dort sind auch sehr freundlich und das Essen ist wahnsinnig gut. Leider ziehen dort immer mehr Leute aus den Städten hin, was den Einheimischen dort nur bedingt gefällt.

Holston Mountain

Ein Ausflug mit Andy ging dann nach Tennessee, genauer gesagt zu Holston Mountain. Was diesen Berg so besonders macht, ist die Absturzstelle eines RF-4C Phantom Jet. Am 4. Oktober 1976 ist das passiert. Was das Ganze noch besonderer macht: geflogen wurde dieser Jet von zwei deutschen Piloten. Die Amerikaner haben an der Absturzstelle einen Gedenkstein aufgestellt und darum immer wieder Blumen oder etwas Deutsches zum Gedenken niedergelegt. Angeblich soll man auf dem Berg immer noch Teile des Jets finden können, wir haben aber keine gesehen.

Eigentlich kann man den Berg mit dem Auto rauffahren, als wir aber dort ankamen, versperrte uns 5 Meilen vor dem Ziel eine Schranke den Weg. Also sind wir den Berg raufgewandert. Nach ein paar Stops um die Aussicht zu genießen, sind wir dann an der Gedenkstelle angekommen. Aus Neugier haben wir beschlossen, auch die Umgebung mal abzusuchen, ob hier wirklich noch Trümmerteile im Gebüsch liegen. Statt Trümmern haben wir allerdings einen verletzten Greifvogel gefunden.  Leider gibt es in der Umgebung keine Auffangstation, wo man ihn hätte hinbringen können. Damit er nicht von Coyoten in seinem wehrlosen Zustand zerfetzt wird, hat Andy ihm dann den Gnadenschuss gegeben.

Der Weg runter war tausendmal angenehmer als rauf, dennoch war es bereits stockfinster als wir zurück am Truck waren. Was ein aufregender Tag.

Part 2 von diesem Blog kommt in einer Woche, ich hoffe, ihr freut euch darauf! 🙂

 

 

One response

  1. Endlich wieder mal ein Eintrag! Hab schon lange drauf gewartet! Umso mehr freue ich mich drüber! Du schreibst richtig interessant und spannend! Hab dich lieb!

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