Ausgestiegen aus Amtrak, wurden wir zuerst mit einer richtigen Wand aus heißer Luft empfangen. Anders als im klimatisierten Zug hatte es draußen ca. 33 ° C. Nach etwas verwirrten umhersehen unsererseits haben wir dann auch unsere Gasteltern mit einem Schild in der Hand entdeckt.

Meine Gastmutter heißt Angie Edwards. Sie lebt alleine mit zwei Hunden und zwei Katzen in einem Haus in der „normalen“ Gegend von Princeton mit -wie sie mir später gesagt hat- sehr netten Nachbarn auf der einen, und komischen Nachbarn auf der anderen Seite. Sie unterrichtet Business und Sport Management an der Concord University.

Hier mussten Yara und ich dann Abschied nehmen von Alex, der mit seinem Gastvater sich auf den Weg nach Bluefield machen musste, das von Princeton, wo wir hinfahren würden, nochmal 20 Minuten weg ist.

Angie und Yaras Gastmutter (die ebenfalls Professorin bei Concord ist) haben uns beide erst mal in Hinton in ein Restaurant verfrachtet, in dem ich die größte Portion Spaghetti mit Fleischbällchen meines Lebens gegessen habe. Da ich hier auch eher Appetit auf stilles Wasser hatte, habe ich erfolgreich erneut verdrängt, dass die Amerikaner ihr gesamtes Leitungswasser mit Chlor versetzen. Dementsprechend hat auch das interessant geschmeckt, zusätzlich zu der seltsamen Konsistenz der Hackfleischbällchen.

Auf dem Weg nach Princeton bin ich von der Landschaft schon etwas verzaubert worden. Viele Berge mit Wald, schöne Flüsse und Seen bei denen man z.B. Kajaktouren buchen kann und sehr kurvige Landstraßen, die mit dem Motorrad bestimmt spannend zu fahren wären.

Viele Geschäfte und Häuser standen auf dem Weg nach und in Princeton leer. Dies ist auf Corona zurück zu führen, viele Läden konnten sich finanziell leider nicht retten und mussten schließen.

Willkommen daheim

Wenn man Angies Haus sieht, denkt man zuerst an alte amerikanische Serien.

Das Haus ist beige und hat ein Obergeschoss. Das erste was mir aufgefallen ist, war jedoch das Klimagerät das aus dem Fenster raus steht. Die Häuser in der Nachbarschaft haben alle ein Klimagerät im Fenster hängen oder sogar zwei oder mehr. Alle haben einen ähnlichen Baustil, etwas wie die Villa Kunterbunt, nur einfarbig gestrichen. In den Einfahrten und an der Straße stehen überwiegend große Fahrzeuge wie z.B. GMC, Ford und Chevrolet. Meine Gastmutter selbst ist zu diesem Zeitpunkt noch mit dem Ford Flex ihrer Mutter unterwegs gewesen, da ihr Vater aktuell das Fahrzeug von ihr braucht.

Als ich Angie durch die Hintertür in das Wohnzimmer folge (das Auto parkt hinten, also warum den langen Weg nach vorne zur Haustür nehmen), wurde ich stürmisch von zwei Fellnasen begrüßt. Diese hören auf die Namen Tucker, ein einjähriger Golden Doodle (Mischung aus Golden Retriever und Pudel) und Scooter, ein älterer Cocker Spaniel, der mich farblich an Blitzi, meinen ersten Hund bei Nintendogs, erinnert. Tucker konnte gar nicht aufhören an meinen Füßen zu schnüffeln, so gefreut hat er sich, mich kennen zu lernen.

Dann haben Angie und ich es erst bemerkt. Tucker ist anscheinend so langweilig gewesen, dass er sämtliche Packungen an Schrauben und Nägeln zerstört hat. Deren Inhalt hat er mit viel Liebe und Sorgfalt im ganzen Wohnzimmer verteilt. Angie hatte sie dort hingestellt, da sie bis zum Nachmittag noch an einer Erweiterung der Terrasse gearbeitet hatte. Als gute Gasttochter habe ich dann natürlich erst einmal geholfen, die Sachen wieder einzusammeln. Zwischendurch hat sich dann auch eine der beiden Katzen vorgestellt. Sie hat uns dann (wie es sich für eine Katze gehört) auf dem Kratzbaum ganz oben bei der Arbeit beobachtet. Die andere Katze sitzt laut Angie meistens hinter dem Sofa und versteckt sich den ganzen Tag.

Endlich die Schrauben vor Tucker in Sicherheit gebracht, habe ich anschließend eine kleine Haustour von Angie bekommen. Das Haus ist klein, aber nicht so klein, dass man sich eingeengt fühlt. Mein Zimmer ist im Obergeschoss. Da es Mitten im Sommer ist, habe ich auch eine eigene Klimaanlage im Zimmer und einen Deckenventilator. Mein Zimmer besteht zur Hälfte aus einem großen Bett, die andere Hälfte belegen zwei Kommoden, ein kleiner Beistelltisch und der eingebaute, begehbare Kleiderschrank.

Ich habe dann angefangen auszupacken und bin dann erst mal schlafen gegangen. Denn, am nächsten Morgen hatten wir mit Yara und ihrer Gastmutter ausgemacht, gleich zum Campus zu fahren und die ersten Dinge zu erledigen.

Wie meine ersten Eindrücke waren und was dann noch alles passiert ist schreibe ich im nächsten Blog. 🙂

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