Auf den ersten Blick ist es ein unscheinbarer Montag. So wie jeder andere Montag auch. Das Wochenende ist gerade vorbei und dementsprechend hält sich auch die Motivation zu Arbeiten in Grenzen. Man freut sich normalerweise nicht auf einen Montag, den Beginn einer Arbeitswoche. Nicht so am 4.Mai 2020. DER Montag, auf den ich ziemlich lange gewartet hatte. Der Montag, an dem endlich die Bewerbungsphase für das 38.PPP begonnen hat. Und am PPP ist so fast gar nichts „normal“…
Ich hielt es für richtig, einfach einmal einen Versuch zu starten, am PPP teilzunehmen.
Ich habe mich also direkt am ersten Tag der Bewerbungsphase für das PPP registriert, weil mir von Anfang an bewusst war, dass die Bewerbung sehr viel Zeit in Anspruch nehmen wird. Und so war es dann auch. Insgesamt vier Monate war ich an der Bewerbung dran, bevor ich sie am 4.September abgeschickt habe. Es gab aber auch jede Menge zu erledigen. Da war auf der einen Seite der ganz „alltägliche“ Bewerbungskram: Lebenslauf, Zeugnisse, Nachweise über absolvierte Prüfungen etc. einreichen. Da es sich beim Parlamentarischen Patenschafts-Programm allerdings um ein Stipendium des Deutschen Bundestages handelt, sind die Anforderungen natürlich auch dementsprechend höher. Es mussten langwierige Motivationsfragen beantwortet, ein Gutachten von Lehrer oder Ausbilder eingeholt und ein englischer Lebenslauf verfasst werden.
Ach ja, währenddessen lief meine Ausbildung zum Bauzeichner im 2.Lehrjahr natürlich ganz „normal“ – also unter Corona-Bedingungen – weiter. Trotzdem oder besser gesagt genau deswegen hielt ich es auch für richtig, einfach einmal einen Versuch zu starten, am PPP teilzunehmen. Zu verlieren hatte ich ja nichts. Und noch trister wie zum damaligen Zeitpunkt konnte die Situation ja schließlich auch nicht werden.
Zu verlieren hatte ich ja nichts. Und noch trister konnte die Situation ja schließlich auch nicht werden.
Die Beantwortung der – wie sie offiziell genannt wurden – „kurzen“ Motivationsfragen war der mit Abstand aufwendigste Teil der Bewerbung. Folgende Fragen mussten u.a. beantwortet werden:
- Wie gestalten sich Ihre Berufspläne?
- Was bewegt Sie dazu, sich für einen einjährigen Auslandsaufenthalt zu bewerben? Und warum gerade die USA?
- Nennen Sie eine Herausforderung, die Sie in Ihrem Leben überwunden haben. Was haben Sie daraus gelernt?
- Nennen Sie Personen, deren besondere Eigenschaften/Fähigkeiten Ihnen bewundernswert erscheinen.
- Haben Sie ein Lebensmotto?
- Stellen Sie sich Ihrer potenziellen Gastfamilie in Englisch vor.
Hierfür gab es jeweils eine vorgegebene Anzahl an Wörtern, die nicht überschritten werden durfte. Es hieß also nicht nur „einfach“ die Fragen beantworten, sondern: Beantworten. Durchlesen. Nachdenken. Verbessern. Überprüfen. Ändern. Und danach: Rechtschreibfehler korrigieren. Wortwiederholungen vermeiden. Text komprimieren. Auf Lesefluss achten. Genau deshalb ist das einer der wichtigsten – wenn nicht sogar der wichtigste – Punkt dieser Bewerbungsphase, weil anhand der Motivationsfragen ein ziemlich eindeutiges Bild des Bewerbers gewonnen werden kann.
Was bewegt Sie dazu, sich für einen einjährigen Auslandsaufenthalt zu bewerben? Und warum gerade die USA?
Was mir aber auch Kopfschmerzen bereitet hat, war das geforderte Gutachten von einem Berufsschullehrer oder Ausbilder. Hierbei musste der Gutachter in einem Formular die Eigenschaften wie z.B. Selbstreflexion, Lernbereitschaft und Interesse an politischen und kulturellen Fragestellungen mit Schulnoten bewerten und zudem die Eignung des Bewerbers für eine PPP-Teilnahme beschreiben. Die entscheidende Frage lautete also: Wen beauftrage ich für diese Aufgabe? Da ich noch nicht allzu viele Personen in meine Pläne einweihen wollte und schon gar nicht mein Unternehmen, hatte ich meinen Ausbilder von vorneherein dafür ausgeschlossen. Schlussendlich ist die Wahl dann auf meinen Englischlehrer gefallen, der für mich wirklich ein außerordentlich überzeugendes und vor allem authentisches Schreiben verfasst hat.
Dennoch hat mich das Gutachten am meisten abgeschreckt, weil viel Eigeninitiative gefragt ist. Eigentlich ist das kein Problem für mich, aber es ist noch einmal etwas anderes, selbst auf eine andere Person zuzugehen, ihr seine Pläne vorzustellen und sie von sich zu überzeugen. Zumal viele Personen – und so auch mein Englischlehrer – das Programm vorher nicht kannten. Ich denke jedoch, dass sich die allermeisten Lehrer wie in meinem Fall sehr kooperativ zeigen.
Es ist noch einmal etwas anderes, selbst auf eine andere Person zuzugehen, ihr seine Pläne vorzustellen und sie von sich zu überzeugen.
Falls ihr jetzt auch mit dem PPP in die USA wollt, kann ich euch abschließend nur den Tipp geben, wirklich ausreichend Zeit für die Bewerbung einzuplanen. Die Fülle an Aufgaben, die zu erledigen sind, mögen den ein oder anderen von einer Bewerbung abschrecken, aber rückblickend kann ich euch versichern: ES LOHNT SICH. Ich durfte bereits jetzt – vor der Ausreise – so viele nette Personen kennenlernen, interessante Gespräche führen, neue Eindrücke gewinnen und Erfahrungen sammeln.
Für das 39.PPP könnt ihr euch noch bis zum 10.September 2021 unter folgendem Link bewerben: https://usa-ppp.de/