Es ist eine dieser kalten Novembernächte in Leipzig. Das sonst so dunkle Zimmer 201 im Studentenwohnheim wird vom Bildschirm meines Computers hell erleuchtet. Da sitze ich also mal wieder. ALLEIN. VERZWEIFELT. Und auf der Suche nach der Antwort auf die Frage: Was will ich eigentlich mit meinem Leben anstellen?
Wir schreiben das Jahr 2017. Das Jahr, auf das ich so lange hingefiebert hatte. Das Jahr, in dem sich alles ändern sollte. Das Jahr, in dem ich endlich meinen eigenen Weg gehen wollte. Aber auch das Jahr, in dem ich zum ersten Mal die Konsequenzen meiner eigenen Entscheidungen zu spüren bekam.
Was will ich eigentlich mit meinem Leben anstellen?
Ich war im Sommer gerade 18 geworden und hatte das Abitur erfolgreich absolviert. Aber der Reihe nach. Die Frage „Was will man später eigentlich mal machen?“ begleitet einen zu diesem Zeitpunkt ja bereits länger. So hatte auch ich mir natürlich bereits Gedanken gemacht und zumindest innerlich stand meine Entscheidung schon lange fest: Nach dem Abitur geht’s nach Neuseeland. Und zwar ohne Umwege. Es ist jedoch noch einmal eine ganz andere Herausforderung, seine eigenen Ideen und Pläne auch in die Tat umzusetzen. Und so wurde aus Neuseeland Sachsen, aus Work and Travel Studium und aus Lebensfreude die erste Krise.
Es war eine Zeit, zu der ich mich sehr unter Druck gesetzt fühlte, was letztendlich auch erheblich zu meinen Entscheidungen beigetragen hat. Das Ganze wurde allerdings etwas überlagert von der Aussicht auf Unabhängigkeit, die erste eigene Wohnung und das Studentenleben. Aber bevor es damit richtig losging, war es auch schon wieder vorbei. Ich hatte mich für den Studiengang Bauingenieurwesen eingeschrieben, obwohl ich von Anfang an wusste, dass ich das nicht will. Aber Erwartungen von Familie und Freunden und Vergleiche mit ehemaligen Mitschülern haben mich fehlgeleitet. Letztendlich war ich es selbst, der sich unter Druck gesetzt hat. Nur habe ich das leider zu spät bemerkt.
Letztendlich war ich es selbst, der sich unter Druck gesetzt hat.
So stand also meine Entscheidung fest: Ich werde das Studium gleich wieder abbrechen. Weil ich einfach nur ins Ausland wollte. Das sich dieser Traum endgültig erst ganze 4 Jahre später erfüllen würde, stand damals noch auf einem ganz anderem Stern. Es wäre eigentlich kein Ding gewesen, jetzt, mit einem halben Jahr Verspätung, meine Koffer für Neuseeland zu packen. Doch ich bin ja bereits einmal gescheitert, habe ich mir eingeredet. Somit hieß es: Bewerbungen schreiben für einen Ausbildungsplatz. Und überlegen, was ich in der Zeit bis zum Ausbildungsbeginn anstelle. Und im Zuge dessen bin ich auch über das PPP gestolpert. Ich wusste sofort, dass ich das nach der Ausbildung machen will. Rückblickend stelle ich fest: Ich habe tatsächlich mal EINEN PLAN IN DIE REALITÄT UMGESETZT.
Inzwischen hatte ich im Frühjahr 2018 nach 2 Praktika auch einen Ausbildungsplatz als Bauzeichner, Fachrichtung Architektur gefunden. Um die Zeit bis zum Ausbildungsstart im Herbst zu überbrücken, bin ich dann wirklich ins Ausland gegangen. Okay, es war nur die „Light-Version“ mit Spanien anstatt Neuseeland, knappen 3 Monaten statt einem Jahr und Sprachkurs anstelle von Work and Travel. Aber na und!? Für mich hat das keine Rolle gespielt…
Scheitern ist überhaupt nicht schlimm.
An dieser Stelle sei noch eins gesagt: Scheitern ist überhaupt nicht schlimm. Dafür muss man sich auch überhaupt nicht schämen. Es kommt nur darauf an, was man aus der Situation macht. Ich habe festgestellt, was ich nicht will: Bauingenieurwesen studieren. Was dagegen schlimm ist: Sich im Nachhinein der verpassten Chancen bewusst werden. Ich persönlich habe mich noch sehr lange darüber geärgert, warum ich nicht von Anfang an das gemacht habe, was ich wirklich wollte.
Cool gechrieben! 🙂
Finde ich auch! 🙂