Die Kurse sind gewählt, die Bleistifte gespitzt und der Studentenausweis abgeholt – und schon kann es losgehen mit dem Studiensemester in den USA. Man ist aufgeregt wie am ersten Schultag, weil alles so neu und unbekannt ist und ehe man sich versieht, sitzt man schon im Klassenzimmer. Dort trifft man dann auf ebenso unsicher wirkende Amerikaner, da keiner so richtig weiß, ob man hier richtig ist und schon geht es los mit der ersten Unterrichtsstunde.
„Und was machst du dann in den USA?“ wurde ich ganz oft vor meiner Reise von Freunden und Bekannten gefragt. „Ich werde dort ein halbes Jahr studieren und ein halbes Jahr arbeiten“ lautete meine Standard-Antwort.
Aber so einfach ist es dann doch nicht, das Cape Fear Community College in Wilmington, North Carolina ist am besten mit einer Mischung aus Berufs- und Fachhochschule in Deutschland zu vergleichen. Es dient entweder der Erlernung eines Berufsabschlusses oder der Vorbereitung auf das „richtige“ Studium an einer Universität. Man wählt mehrere „Classes“, also seiner Fachrichtung entsprechende Kurse. In meinem Fall: International Business, Engineering Graphics, Public Speaking und Boat Handling/Seamanship. Bis auf den Kurs Engineering Graphics waren für mich alle Themenbereiche neu, was ich aber auch so wollte, weil ich mich nach diesem Jahr beruflich umorientieren will.
„Und was machst du dann in den USA?“
Der Kurs „Engineering Graphics“ kam meiner Ausbildung zum Bauzeichner am nähesten. Ich habe ingeniuerwissenschaftliche Basics und mathematische Grundlagen sowie den Umgang mit computergestützten Zeichenprogrammen erlernt. Außerdem habe ich Handzeichnungen und Skizzen angefertigt. Allerdings: Geodreieck und Zirkel = Fehlanzeige! So etwas wird hier kaum benutzt und ist auch nur sehr schwer in Supermärkten und Geschäften zu finden. Außerdem kennen die Amerikaner das metrische System auch nicht und so wird hier alles in Meilen, Fuß und Inches angegeben. Verwirrend? Ja, absolut! Insgesamt war es trotzdem interessant einen solchen Kurs belegt zu haben, allerdings war ich dann auch froh als es vorbei war, weil mir das Vorgehen und die Herangehensweise der Amerikaner einfach zu umständlich und wenig intuitiv war.
„International Business“ hat mir einen Überblick über das Umfeld, die Konzepte und die grundlegenden Unterschiede im internationalen Wirtschaftsumfeld geboten. Zu den Themen gehören internationale Handelstheorie, staatliche Einflüsse auf Handel und Strategien, internationale Organisationen, multinationale Konzerne, Personalmanagement und internationales Marketing. Da ich wahrscheinlich zukünftig in Deutschland ähnliches studieren werde, würde ich sagen, dass mich dieser Kurs – obwohl er sehr stressig war und komplett online stattgefunden hat – am meisten inspiriert hat.
Die Amerikaner kennen das metrische System nicht. Verwirrend? Ja, absolut!
In „Public Speaking“ habe ich die Vorbereitung und Durchführung von Reden in einem öffentlichen Rahmen und während Gruppendiskussionen gelernt. Der Schwerpunkt lag auf der Recherche, Vorbereitung, Ausführung und Bewertung von informativen, überzeugenden und öffentlichen Reden zu besonderen Anlässen.
„Boat Handling/Seamanship“ war mit Abstand der anspruchvollste Kurs, aber auch der Kurs, der am meisten Spaß gemacht hat. Basically ging es darum zu lernen, wie man kleine Motorboote selbstständig steuern kann. Für mich, der noch so etwas noch nie gemacht hat und der gelegentlich mit Schwindelproblemen auf Booten zu kämpfen hat, gar nicht mal so einfach. Bei Wind & Wetter ging es also jeden Mittwoch nach der Schifffahrtstheorie auf den direkt am College gelegenen Cape Fear River, um Ablegen & Andocken, Rettungsmanöver sowie das eigentliche Bootfahren zu lernen.
Insgesamt fand ich die Collegephase sehr interessant und abwechslungsreich, aber auch unheimlich anstrengend, weil eben alles in einer anderen Sprache stattfindet. Das Schwierige ist nicht die Sprache – denn da hat mir jeder weitergeholfen – sondern das Vermittelte Wissen in so kurzer Zeit in Englisch zu verarbeiten.
Außerdem habe ich gemeinsam mit meiner Mit-Stipendiatin Jana Elling für drei Tage den Instagram-Kanal des PPPs (@einjahramerika) übernommen, um einen Einblick in unser Leben und speziell das Studium am Community College zu geben.
Das Collegelife in den USA war also auf jeden Fall eine Erfahrung wert!
Euer Moritz