Anfang März kam Simon zu Besuch. Der Plan war den Rockies entlang nach Süden zu fahren und bestmögliche Skitouren zu gehen.
Nicht, dass man in Montana nicht auch super Ski fahren kann. Das habe ich diese Saison auch schon ausgiebig genossen. Aber Wyoming, Colorado oder Utah sind einfach noch einmal eine andere Liga.
Als erstes mussten wir dafür eine gut achtstündige Fahrt von Somers, MT nach Jackson, WY hinter uns bringen.
Tja…und dann hatten wir erst einmal ziemliches Pech.
Jackson ist normalerweise ein ziemliches Schneeloch, hier schneit es über die Saison gut und gerne 7-8 m. Noch dazu ist die Lage an den Tetons, einer malerischen Bergkette mit dem Grand Teton National Park, einzigartig und das Jackson Hole Mountain Resort gilt als eines der Spitzenskigebiete Nordamerikas. Bekannt eben für Schneemassen und überdurchschnittlich steile Hänge.
Leider zog die Woche vor unserer Ankunft eine Warmwetterfront über große Teile der Rockies. Und damit hatte es für drei Tage 10° C in Jackson. Was uns allerdings noch nicht zu viele Sorgen bereitete, denn für genau die zwei Tage vor dem Tag, für den wir schon im voraus Tickets gekauft hatten (das ist hier notwendig), waren 48h Schneesturm angesagt. Leider war der Wetterbericht komplett daneben, es hat dann quasi gar nicht geschneit.
Somit haben wir beide mit sündhaft teuren Parkgebühren je rund 200$ für noch viel sündhaft teurere Lifttickets ausgegeben mit denen wir dann einen Tag lang nur auf Eis gefahren sind. Ein legendärer Griff ins Klo.
Nachdem am Abend frustriert einige Szenarien durchgespielt wurden, haben wir uns schließlich dafür entschieden früh am nächsten Morgen fünf Stunden nach Salt Lake City, UT zu fahren.
Und tatsächlich: wir sind mitten im ersten Tag eines zweitägigen Schneesturms gelandet, der teils bis zu 120 cm frischen Powder im Big und im Little Cottonwood Canyon östlich von Salt Lake abgeladen hat.
Da die neuen Schneemassen natürlich auch eine große Lawinengefahr mit sich gebracht hatten, haben wir die nächsten zwei Tage auf eher flacheren Hängen verbracht. Aber egal, denn es war so und so der absolute Hammer. Simon und ich kamen aus der Begeisterung kaum noch raus. Ich fahre mein ganzes Leben Ski, aber ich glaube noch nie in so einem Schnee.
Einige Locals, die wir getroffen hatten, haben uns dann auch noch die besonders guten Stellen und Abfahrten gezeigt und uns zu unserer Ungläubigkeit versichert: “ It’s a nice day, but for Utah it’s maybe 7 out of 10!“
Salt Lake City ist sowieso irgendwie eine coole Stadt. Wir hatten den Eindruck, dass sie quasi nur aus zwei sehr gegensätzlichen Gruppen besteht. Die eine Hälfte sind Mormonen (die auch erfolglos versucht haben uns zu bekehren) und der Rest „Bergdammische“, die hauptsächlich wegen dem „Greatest Snow on Earth“ hier leben. So wie Stan, mit dem wir am dritten Tag Bekanntschaft gemacht haben und der uns an einem Donnerstag um 14 Uhr, nachdem er bis dahin den ganzen Tag im Tiefschnee verbracht hat, versichert hat, dass er jetzt heim muss, weil er ja dann doch noch irgendwann zum arbeiten anfangen sollte.
Auf den „besten Schnee der Welt“ ist man sogar so stolz, das er auch auf zahlreichen Autokennzeichen beworben wird.
Am unserem letzten Tag in Utah stand dann noch ein ganz besonderes Schmankerl auf dem Programm. Der 3367 m hohe Mount Superior, der direkt über der Passstraße im Little Cottonwood Canyon thront.
Nach nur rund 800 hm und einer Gratwanderung mit bereits toller Aussicht erreicht man den Gipfel.
Die Abfahrt über die Südseite ist mit mehr als 45° steilen Stellen, 800 hm in einem Stück und eben Schnee von feinsten ist ein absolutes Highlight.
Da man aber rund 2km vom Parkplatz entfernt wieder auf die Passstraße trifft, muss man dann entweder ein bisserl laufen oder per Anhalter auf die Ladefläche eine Pick-up Trucks hüpfen und das Ganze etwas beschleunigen. Wir haben natürlich letzteres gewählt.
Neue Runde, neues Glück … oder auch nicht.
Als wir mittags nach der Abfahrt vom Mt. Superior wieder am Auto waren sind wir wieder schnurstracks zurück nach Jackson gefahren. Denn mittlerweile hatte es auch dort ordentlich geschneit, der Wetterbericht war vielversprechend und wir wollten gleich am nächsten Morgen den 3904 m hohen Middle Teton als krönenden Abschluss unseres Roadtrips in Angriff nehmen.
Nach wenig und auch stinkigem, weil ungeduschtem, Schlaf im Auto am Parkplatz im Grand Teton National Park sind wir dann auch früh um 3 Uhr los. Abgesehen von einem kleinen Irrweg lief auch eigentlich alles ganz gut, bis auf rund 3000 m das schöne Wetter Wolken und extremen Winden wich. Nach langem hin und her sind wir dann schließlich nicht weiter und, wie alle anderen Gruppen vor und wahrscheinlich die nach uns auch, wieder abgefahren. Ein sicherer Aufstieg mit Steigeisen und Pickel, geschweige denn eine sichere Abfahrt, wäre einfach nicht möglich gewesen.
Mit Jackson und den Tetons haben wir also noch eine Rechnung offen. Nicht einmal ein ordentliches Foto konnte ich machen, weil die Wolken die Gipfel verhüllt haben.
Utah aber … was für ein Schnee … !