Im Januar ist meine Teilzeitanstellung bei Backslope quasi nahtlos in eine Vollzeitstelle übergangen. Und nach wie vor bin ich hier sehr glücklich. Der Wissensaustausch ist berauschend (Wortspiel hihi :).

Tatsächlich ist es aber hochinteressant insbesondere mit CJ intensiv zusammenzuarbeiten. Vom Studienabbrecher (Politikwissenschaften) zum Koch zum Brauer hat er in jungen Jahren einen eher wilden, aber typisch amerikanischen, Berufsweg hingelegt.

Sein Braustil ist auch eindeutig von seiner Küchenerfahrung geprägt. Aktuell haben wir z.B. ein Imperial Stout, das mit etwas geräuchertem spanischen Paprikapulver im Whirlpool verfeinert wurde, im Ausschank. Ich hab natürlich erst einmal die Augen verdreht und dennoch: es funktioniert geschmacklich auf jeden Fall.

Wie ich bereits im Herbst erwähnt habe, gab es ja auch den Plan die ersten untergärigen Biere in Backslopes mittlerweile sechsjährigen Geschichte zu brauen.

Der wurde selbstverständlich umgesetzt und aktuell ist das Pils als erstes von den drei Bieren der Serie am Hahn und kommt glücklicherweise sehr gut an. Die Brautage waren nämlich durchaus abenteuerlich. So musste beispielsweise der Würzekühler mit einem langen, dünnen Schlauch durch eine große Eiswanne erweitert werden um die gewünschte Anstelltemperatur zu erreichen.

Neben dem „Hopfenzupfer“ stammt auch das „Dark Side of the Moon“ aus meiner Feder. Ist halt ein IPA. Wenn es nach mir ginge würde EIN gutes Standard-IPA reichen, aber IPAs sind nunmal Bestseller und deswegen haben wir immer drei verschiedene im Angebot.
mhmmmmm…Pils zischen

In zwei Wochen wird der Helle Bock gezapft. Ich freu mich schon.


Vom klassischen Heimweh bin ich bisher zum Glück gänzlich verschont worden. Allerdings habe ich gerade in den letzten 1-2 Monaten begonnen meine bisherige Zeit hier und die Unterschiede zu daheim mehr zu reflektieren. In der Anfangszeit habe ich eher alles „aufgesaugt“ und erst jetzt werden mir viele Erfahrungen bewusster.

Kultur bzw. eine kulturelle Identität, die sich durch Bräuche und Traditionen definiert, fehlt mir beispielsweise. Freiheit und Kapitalismus, darauf können sich die meisten Amerikaner (oder zumindest Montanans) einigen. Das war’s aber auch irgendwie. Abgesehen von der Kultur der Native Americans, mit der der Rest eigentlich nichts zu tun hat, gibt es da kaum etwas.

Ich freue mich auch wieder auf den ein oder anderen richtig ausgiebigen Frühschoppn . Feiern ist nämlich wirklich nicht die Stärke der Amis. Klar, es gibt die Extreme wie Vegas oder Parties während des Springbreak. Aber sonst? Nix. An Corona kann’s nicht liegen, denn das hat seit ich da bin noch nie eine Rolle gespielt. Es gibt einfach keine Parties oder ähnliches hier und Restaurants machen meistens um 10 Uhr, häufig sogar um 8 (!!) Uhr die Lichter aus. Bars haben vielleicht bis Mitternacht offen. Da ich persönlich naturgemäß eigentlich eher ein „Hockableiba“ bin, finde ich das doch eher sehr ungemütlich.

Gleichzeitig wird mir immer bewusster, wie sehr ich die unberührte Natur, diese weiten Landschaften vermissen werde, wenn sich im Juli die Bevölkerungsdichte wieder um das 83-fache erhöhen wird. Das ist wirklich ein Luxus hier. Man kann Skitouren im schönsten Tiefschnee machen und trifft kaum andere Menschen. Von überrannten Bergen kann meistens keine Rede sein.


Letzte Woche hatte ich noch die Gelegenheit einmal Eisfischen zu gehen. Seit mir vor vier Jahren in Saskatchewan begeistert davon erzählt worden ist, wollte ich das unbedingt einmal ausprobieren.

Bohren
Warten

Jamey ist um die 60, Trump-Fan, hauptberuflich Marihuana-Gärtner und verdient sich nebenbei als professioneller Wettkampffischer noch ein bisschen was dazu. Irgendwie sehr amerikanisch. Wir hatten auf jeden Fall eine ziemlich lustige Zeit. Jamey wahrscheinlich noch deutlich mehr als ich, weil DAS nenne ich ordentlichen Konsum.

Mit einem Sonargerät sieht man die Fische näher kommen und passt dementsprechend die Bewegungen der Rute an.

Geangelt wurde auf „Yellow Perch“, eine Flussbarsch-Art, die es nur in Nordamerika gibt. Leider konnte ich nur vier Exemplare in Abendessen verwandeln. Laut Jamey keine gute Ausbeute, denn an besseren Tagen sind 30 oder mehr möglich, aber die Luftdruckverhältnisse haben uns wohl nicht in die Hände gespielt. Trotzdem SEHR lecker! Eigentlich wollten wir noch einmal ausrücken, allerdings ist die Eisdecke nun zu dünn. Season over.


Ahhh, so ist das….der Joe war das mit den Spritpreisen! So ein Schlawiner!