In einem der vorherigen Blogposts habe ich ja erwähnt, dass ich mein Praktikum bzw. mittlerweile neuen Arbeitgeber noch ein bisschen besser vorstelle. Jetzt ist es so weit.

Vom Programmablauf her ist ja eigentlich vorgesehen, das Herbstsemester in Vollzeit zu studieren und dann ab Januar Vollzeit zu arbeiten. Da das Studium jetzt aber nicht so anspruchsvoll ist und Berufserfahrung sammeln für mich einer der wichtigsten Gründe überhaupt für dieses US-Jahr ist, bin ich sehr glücklich darüber, dass ich jetzt schon die meisten Freitage und Samstage in einer Brauerei verbringen kann. Natürlich bin ich dann bei Backslope Brewing von Januar an auch in Vollzeit beschäftigt.

Backslope ist in Columbia Falls beheimatet, ca. 40 min nördlich von Somers.
klein aber fein

Die Brauerei wurde 2015 von Darin und seiner Frau Carla gegründet und ist im Prinzip eine reine Gasthausbrauerei. Darin war vorher hauptberuflich Holzknecht und nebenbei Hobbybrauer. Mit Backslope war das Ziel einen Treffpunkt für die Dorfgemeinschaft mit qualitativem Bier und guter Küche zu schaffen.

Gebraut wird mit einem 7 bbl (gute 8 hl) Sudhaus. Aber da in der Anfangszeit der Brauerei das Geld etwas knapp war ist die Zusammenstellung dessen durchaus ziemlich wild. So wurde als Maischbottich ein altes Gefäß aus der Molkereiindustrie kostengünstig erworben und mit einem selbstgebastelten Gestänge aus mit Schlitzen versehenen Kupferohren, das einfach in den Auslauf gesteckt wird, zu einem kombinierten Maisch- und Läuterbottich erweitert.

Selbstverständlich ist das Ganze nicht rund, nicht beheizbar und kein Rührwerk, kein Hackwerk und keine Treberluke vorhanden. Siehe professionelle Skizze.

Gemaischt wird also eine Stunde lang isotherm bei ca. 63-66 °C. Sehr zu meiner Verwunderung entstehen dabei tatsächlich Biere mit ordentlichem Vergärungsgrad und das obwohl nicht mit Enzymzugabe oder ähnlichem nachgeholfen wird. Reinheitsgebotsgetreu ist natürlich trotzdem kein Sud, denn gesäuert wird mit Phosphor- statt Milchsäure und außerdem kommen immer Hefenährstoffe, ein Klärungsmittel und eine Kräusenbremse dazu.

Maischscheit statt Rührwerk, aber dafür mit schickem Logo-Branding

An dieser Stelle will ich erst mal ein Vorurteil aus dem Weg räumen. Ich glaube die meisten Deutschen denken bei amerikanischem Bier hauptsächlich an das Gebräu von Budweiser, Miller, Coors und Co., meist auch noch in der besonders schmackhaften „light“-Version.

Seit den 80er Jahren hat sich das aber mehr und mehr geändert. Mit der sogenannten Craft-Beer Bewegung haben besonders seit der Jahrtausendwende fast überall kleine, lokale Brauereien, aufgemacht, die sich mehr Kreativität und Qualität auf die Fahne geschrieben haben.

Auch Backslope lässt sich als „Craft Brewery“ einordnen. Darin und mein neuer Kollege CJ haben sich u.a. auf belgische Bierstile und Projekte mit Fassreifung spezialisiert.

Auszug aus der Karte. Sage und schreibe 18 Schankleitungen sind vorhanden.

Allgemein wurde bis jetzt ausschließlich obergärig gebraut. Zum einen mangels Lagerkapazität, aber auch da beide nahezu keine Erfahrung mit untergärigen Bieren haben. Das ändert sich jetzt aber. Wir werden ab Dezember die ersten Chargen einbrauen. Für die erste Hefeführung sind ein Pils, ein Wiener Lager und ein Heller Bock geplant.

uih…
Zwei Stunden lang Fässer probieren. So schön kann „Arbeit“ sein.