Hallo Deutschland!
Wer hätte es gedacht, aber nach fast 6 Monaten habe ich es dann doch mal geschafft, etwas in meinem Blog kundzutun. Mir geht es klasse und obwohl die Stadt mit 7000 Einwohner nur ein Bruchteil von dem ist, was ich aus meiner Heimatstadt kenne, habe ich komischer Weise jeden Tag was vor. Daher bin ich sehr froh nach der Hälfte des Austauschs Programms die Zeit dann doch zu finden, noch ein paar Erlebnisse zu teilen.
In den letzten Wochen und Monaten habe ich so viele Eindrücke gesammelt, dass ich wohl ein Buch schreiben könnte, aber starten wir mal mit den Basics:
Ich bin Mitte August im kleinen Ephraim (in Utah) nach 24 Stunden durch die USA reisen angekommen. Die Reise begann am Flughafen in Frankfurt und ging von da aus dann erst mal nach Washington D. C. Dort hatten wir zwar nur einen 10-Stunden-Aufenthalt, der dann aber doch gereicht hat, etwas zu essen, in der Nacht mit ein paar Kameraden die Stadt anzugucken und knapp 3 Stunden zu schlafen. Von D. C. sind wir dann noch mal 6 Stunden nach Seattle geflogen und von dort aus nach kurzer Zeit dann schlussendlich in Salt Lake City (Utah) gelandet. Nach 2-stündiger Autofahrt kam ich mit meinen vier Mitkameraden dann in Ephraim an. Während die anderen vier zu den Stundenwohnheimen geführt wurden, hat meine Gastfamilie auf mich gewartet.
Diese besteht aus meiner Gastmutter Jill, Gastvater Tom und Gastgeschwister Mallory (15 Jahre) & Cody (18 Jahre).
Der älteste Sohn hat sich mit 20 Jahren verheiratet und ist deswegen aus- und mit seiner Frau zusammengezogen. Sein altes Zimmer ist nun mein Neues. Heiraten mit Anfang zwanzig oder früher ist hier in Utah ganz normal. Diejenigen, die mal nach Utah gegoogelt haben, haben neben der beeindruckenden Landschaft auch die beeindruckend hohe Zahl an Mormonen festgestellt, wozu auch meine Gastfamilie gehört.
Wovor ich ehrlich gesagt Angst hatte, dass meine Gastfamilie einer sogenannten Sekte angehörig ist, hat sich dann doch anders herausgestellt. Meine Gastfamilie und eigentlich jeder, der in Ephraim lebt (und kein Student aus anderen Staaten oder Ländern ist) ist den Mormonen (The Church of Jesus Christ of Latter-day Saints) angehörig. Schnell habe ich aber gemerkt, dass diese dann doch anders leben, als man es so in den Videos auf YouTube sieht (die ich mir natürlich vor meiner Abreise alle angeguckt habe).
Was ich über die Zeit gelernt habe, ist, dass hier jeder Mensch die Religion anders intensiv auslebt, was mich persönlich an die Muslime in Deutschland erinnert hat. Einige gehen jeden Sonntag in die Kirche, gehen zu Bibellernstunden und halten sich an die Religionslehre. Zu der Relegionslehre gehört unter anderem, was ich sehr interessant fand und früher noch nicht so kennengelernt habe, keinen Kaffee oder Alkohol zu trinken.
Andere Mormonen, die ich über die Zeit kennengelernt habe, gehen hingegen fast gar nicht in die Kirche, trinken Alkohol/Kaffee oder machen Party.
Auch die altertümliche Kleidung oder die klassische Rollenverteilung in der Ehe, was ich in Videos sehen konnte, habe ich hier noch gar nicht kennengelernt. Meine Gastfamilie ist religiös, betet und geht sonntags in die Kirche für Mormonen. Tragen tun sie wie die meisten in der Stadt, aber moderne oder auch sportliche Kleidung wie ich.
Die traditionelle Rollenverteilung habe ich hier auch nicht finden können. Dies finde ich persönlich klasse, da ich Emanzipation und Unabhängigkeit als sehr wichtig sehe.
Meine Gastmutter arbeitet Vollzeit an meinem College und managet dort in ihrem Beruf, aber auch bei uns in der Familie nahezu alles und ist sehr unabhängig. Mein Gastvater ist High-School Kunstlehrer in der nächsten Stadt.
Beide, sowie auch meine Gastgeschwister, habe ich sehr lieb und fühle mich wirklich sehr wohl. Mein Gastvater Tom und Gastbruder Cody sind die lustigsten und es gibt keinen Tag ohne Gelächter. Das Zusammenleben ist sehr lustig und mehr wie eine WG, strikte Regeln gibt es nicht. Selbst das Verhältnis von den Eltern zu den Kindern erinnert mich eher an eine Freundschaft, in der man tolle Sachen zusammen erlebt, Spaß zusammen macht und offen über private Anliegen spricht.
Zu der Familie gehören noch zwei Pferde, die auf einer Koppel auf dem Grundstück stehen, zwei Katzen, die die hauptsächlich draußen leben, und ein flauschiger einjähriger Hund, der mit uns zusammen drinnen lebt.
Das Haus, in dem wir leben, liegt am Rande der Stadt mit Sicht auf die Berge und umgeben von Feldern, auf denen Schafe und Pferde grasen von umliegenden Bauern. Wenn ich nachts nach Hause komme, sehe ich so viele Sterne am Himmel wie noch nie in meinem Leben. Manchmal bleibe ich auch für paar Minuten draußen stehen, um diesen speziellen Anblick zu genießen.
Generell erinnert mich Ephraim an ein Erholungsgebiet. Wenn ich auf die Straße vor unserer Haustüre gehe, höre ich so wenig wie vermutlich noch nie in meinem Leben. Die ständige Sicht auf die Berge, die nahezu in jedem Ort hier in der Stadt möglich ist, trägt zu dem Erholungsgefühle auch einiges bei. Wenn ich nachts nach Hause fuhr, kam es schon häufiger vor, dass ich abbremsen musste, um nicht über Rehe zu brettern. Ansonsten hätten wir am nächsten Tag keine mehr, die bei uns über den Zaun springen und den Rasen der Nachbarn abgrasen.
Ich bin sehr froh hier mein Jahr zu verbringen, auch wenn dies nicht, wie anfangs geplant in einer großen Stadt nahe San Francisco ist. Mit der Zeit habe ich aber gemerkt, dass die Größe der Stadt perfekt ist. Es ist super leicht Leute kennenzulernen, Kontakte zu knüpfen und diese dann auch zwischendurch aufgrund der Größe der Stadt wiederzusehen und in Komtakt zu bleiben. Ich bin auch sehr dankbar mal etwas ganz anderes kennenzulernen: andere Lebensstile, politische Sichtweisen und religiöse Lebenstile, was meinen Horizont sehr erweitert!
Abgesehen davon sind die National Parks hier in der Umgebung atemberaubend! Über die werde ich dann aber mal später in einem weiteren Beitrag berichten.
Soo, das war der erste Blogbeitrag! Ich werde mich bemühen, nun kontinuierlich weiter zu verfassen, um meine alten und neuen Erlebnisse mit Euch zu teilen. Danke fürs Lesen & Stay tuned!
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