
#11 City of Stars
Ende 2021. Nach einer fast 3-wöchigen Phase von einer Reise nach der anderen haben mein Hostvater und ich das Jahr ein wenig ausklingen lassen und Weihnachten gefeiert. Nicht in Portland, das wäre ja langweilig ;), sondern in der Nähe von Los Angeles. Typisch amerikanisch heißt „Nähe“ hier 2 Stunden entfernt. Das wäre etwa so als würde ich sagen, ich wohne in der Nähe von Nürnberg, das 170 Kilometer entfernt ist.
Also packte ich 2 Tage nach meiner Rückkehr aus Hawaii schon wieder meinen Koffer und mal wieder ging es zum Flughafen von Portland, den ich inzwischen wahrscheinlich auswendig kenne (Mein Gewissen leidet schon ein bisschen unter dem ständigen Fliegen, möchte ich mal anmerken). Das Ziel war Rocky’s Bruder, der mit seiner Familie in Winchester, CA lebt.
Winchester ist mehr oder weniger gleich weit von San Diego und Los Angeles entfernt und mitten im „anderen Kalifornien“. Nicht das berühmte Kalifornien mit seinen großen Städten und vielen Stränden, sondern der andere, größere Teil des Bundestaates, der aus Wüste und Brachland besteht.
Ich habe nichts gegen die Gegend und finde die Natur auf seine eigene Weise wirklich sehr schön, aber die Mischung mit dem amerikanischen Baustil macht das ganze etwas traurig anzuschauen. Suburbs über Suburbs. Ein Haus sieht aus wie das andere. Fast noch schlimmer als Neubau-Gebiete in Deutschland.
Das Haus von Rocky’s Bruder Matt selbst war aber sehr schön. Begrüßt wurden wir beim Öffnen der Haustür von 4 Hunden und 3 Kindern. So viel Leben in einem Haus war ich gar nicht mehr gewohnt, nachdem ich jetzt schon einige Zeit in Portland nur mit meinem Hostvater zusammengelebt habe und oft jeweils einer von uns in der Arbeit ist, sodass man auch öfter mal alleine zuhause war. Für Weihnachten war das ganze Gewusel aber perfekt.
Weihnachten
Wie die Meisten bestimmt wissen feiern die Amerikaner Weihnachten nicht am 24. Dezember so wie wir, sondern am 25. Dezember. Wobei das eigentliche Feiern schon am Abend des 24. Stattfand, jedoch durften die Geschenke erst am Morgen danach geöffnet werden.
Das Essen am Heilig Abend war so unfassbar gut ich werde fast wieder hungrig, wenn ich darüber nachdenke. Matt hat früher eine Zeit lang als Koch gearbeitet und eine culinary school (Kochschule) besucht und das hat man auch gemerkt (Es war soooo gut). Vollgefressen wurde dann noch einer Tradition nachgegangen – dem Anschauen von Christmas Vacation (Schöne Bescherung) und weil’s so schön war gleich noch Stirb langsam hinterher.
Am Morgen des 25. Dezembers wurde ich dann von 3 Kindern, die unbedingt ihre Geschenke öffnen wollten, aufgeweckt. Damit durfte erst begonnen werden, wenn alle sich im Wohnzimmer versammelt haben und da ich ein wenig verschlafen hatte wurde bei mir nachgeholfen.
Es war so schön mal wieder teil eines „Kinder-Weihnachtens“ sein zu dürfen. Meine Familie in Deutschland besteht fast ausschließlich aus Erwachsenen, sprich es gibt kein wildes Aufreißen von Geschenkbergen mehr. Hier war das genaue Gegenteil der Fall. 3 Kinder, die nur einer nach dem andere ihre Geschenke öffnen durften. Das Ganze hat dann bestimmt 1,5 Stunden gedauert.

Los Angeles
Wenn man so nah an Los Angeles ist, dann kann man es sich natürlich nicht nehmen lassen mindestens einen Tag dort zu verbringen. LA ist wahrscheinlich eine der bekanntesten Städte der Welt und hat einen Legenden-Status wegen seiner Film- und Entertainment Industrie. Da es sich aber nur um einen Tages Trip gehandelt hat musste ich mich im Vorfeld entscheiden welche Orte ich sehen möchte und welche erstmal außen vor sind. Letztendlich habe ich den Fokus des Tages zum Großteil auf Orte gelegt die ich durch Filme und Musik kenne.
Angefangen hat es mit einem kleinen Spaziergang am Venice Beach, der trotz anhaltender Corona-Einreisebeschränkungen sehr voll war. Man hat den Touristischen Vibe sofort gespürt und gefühlt war die Hälfte der Touristen dort Deutsch. Skatepark, Muscle Beach und Döner für 13$/11,40€ ?! Letzteres ein klares No-Go.
Fast direkt neben dem eigentlichen Strand befinden sich die Kanäle, die dem Venice Beach seinen Namen geben. Die waren zu dem Zeitpunkt nicht ganz so schön wie normalerweise, weil der Wasserstand in den Kanälen extrem niedrig war (Knietief). Ganz nett, aber mit Venedig kann das natürlich nicht mithalten. Ist wahrscheinlich aber auch ein unfairer Vergleich.
Numero Dos auf der Touri-Liste war der Walk of Fame – Die Straße bei der die Gehwege links und rechts aus Sternen mit den Namen von Promis (oder besser gesagt Personen mit genug Geld) bestehen. Auf dem Weg dahin sind wir über den Rodeo Drive und den Sunset Boulevard gefahren. 2 bekannte Straßen in Los Angeles.
Der Rodeo Drive ist der Ku‘damm oder die Maximilianstraße von LA. Ein teurer Laden neben dem anderen. Ein Sportwagen protziger als der andere und haufenweise Schicki-Micki Leute, die sich 5 Einkaufstüten von Prada, Balenciaga und Gucci hinterhertragen lassen und gerade ins nächste Geschäft watscheln.
Ich hatte eine Mischung aus mehreren Gefühlen während ich vom Auto aus die Menschen beobachtet habe. Hervorzuheben wären Unwohlsein, Verachtung und ein Gefühl das ich als „Ich muss hier raus“ beschreiben würde. Nichts gegen Leute, die sich mal was Teures Gönnen, aber das war einfach Geldverschwendung auf einem Level das schmerzhaft war.

Am Walk of Fame selber habe ich schon sehr viele Touristen erwartet und ich wurde nicht enttäuscht. Da hab ich mich gleich wie auf einem Vor-Corona-Konzert gefühlt. Mit was ich nicht im Vorfeld gerechnet habe war die Menge an Spanisch sprechenden Menschen. Das in den USA und besonders in Süd Kalifornien viele Latinos und Hispanics leben ist ja kein Geheimnis, aber das ich auf dem Walk of Fame fast ausschließlich Spanisch höre hätte ich nicht gedacht.
Überforderung
Danach gabs eine absolut nicht-touristische Station – Das Morrison Hotel. Ein ehemaliges Hotel in Downtown Los Angeles, das auf dem Cover des gleichnamigen The Doors Album abgebildet ist. Wenn ich schonmal in der Gegend bin will ich auch ein Foto damit machen dachte ich mir.
Letzter Tagespunkt war das Griffith Observatory. Die Sternenwarte und der dazu gehörige Park befinden sich auf einem Hügel und man hat einen super Ausblick auf die Stadt. Wir waren nicht die Einzigen, die das wussten und deshalb war es so unglaublich voll, dass schon die Auffahrt nach oben gesperrt war und man von unten 15 Minuten in einer Völkerwanderung-ähnlichen Situation hochlaufen musste. Hat mich ein bisschen an Schloss Neuschwanstein erinnert. Den Ausblick war es auf jeden Fall wert! So eine riesen Stadt bei Nacht. Wow.
Im Großen und Ganzen war es ganz cool mal die Orte zu sehen, die man schon so oft in Filmen, Serien, (Album Covern hehe) Spielen und sonst wo gesehen hat. Die Menschenmassen auf der anderen Seite waren eher nichts für mich. Rückblickend jedoch hatten Los Angeles und ich einfach einen schlechten Start miteinander und ich bin mir sicher, wenn ich ein paar andere Orte in der Stadt gesehen hätte, die nicht von Touristen überrannt sind, wäre meine Meinung auch besser.
Joshua Tree National Park
2 Tage später gab es das genau Gegenteil zu der 4 Millionen Einwohner Stadt L.A.– Joshua Tree National Park. Ein Nationalpark in der Wüste, der seinen Namen der Josua Palmlilie verdankt. Also weder Baum, wie der Name des Nationalparks vermuten lässt, noch Kaktus, wie man von Bildern schließen könnte.
Auf dem Weg dorthin haben wir das gleichnamige Album von U2 gehört und ich muss schon sagen: Ich bin kein großer U2 Fan, aber wenn man auf diesen einsamen Wüsten Highways fährt und über die Lautsprecher „Where The Streets Have No Name“ oder „I Still Haven’t Found What I’m Looking For“ läuft, merkt man wie sehr die Musik zur Umgebung passt. Musik macht solche Erlebnisse einfach nochmal ein ganzes Stück besser.
Angekommen an unserem Ziel war ich dann kurzzeitig enttäuscht. Mitten in der Wüste gabs Stau. Da die Felsenformation, die wir uns anschauen wollten relativ nah an der Straße und leicht erreichbar ist waren haufenweise Familien und sogar Opis mit Rollatoren vor Ort. Glücklicherweise hat sich die Masse dann verteilt und nachdem wir über ein paar Felsen zu weniger zugängigen Flecken geklettert sind war es fast komplett ruhig.
Eine Stunde und auf ein paar Felsbrocken klettern später fuhren wir weiter durch die Wüste während diesmal im Radio „A Horse With No Name“ lief und die trockene, kalte Wüstenluft inzwischen die Haut spröde werden lies. Ja richtig gelesen. Kalt. Trotz der Tatsache, dass wir in der wüste sind und das im Süden von Kalifornien konnte man den Jahreszeiten Unterschied spüren.
Bevor wir endgültig den Heimweg angetreten haben hielten wir noch kurz beim Cholla Cactus Garden, ein kleiner Bereich in dem viele Kakteen der gleichen Art wachsen. Die Kakteen sind fast schon weiß und sehen dadurch ein bisschen aus als würden sie leuchten. Zusammen mit einem unglaublichen Panorama gab das ein paar coole Fotos:
Am 30.12. ging unser Flug zurück nach Portland. Der Weihnachtstrip wurde schlussendlich ein Weihnachts-, Los Angeles- und National Park Trip mit viel gutem Essen und nervenzerreibenden Runden Mario Party.
Die nächste Zeit wird ein wenig ruhiger bis es dann im Frühling wieder los geht mit ein paar Reisen. Ich kann es fast nicht glauben, aber die Hälfte meines Aufenthalts hier in Portland ist schon vorbei und obwohl die Zeit hier extrem schnell vergeht und ich gefühlt schon eine Ewigkeit hier bin, kommt es mir manchmal so vor als hätte ich erst vor ein paar Wochen Frankfurt mit dem Flieger verlassen.
Bis zum nächsten Mal!