
#10 Somewhere Over The Rainbow
Hawaii. Honolulu. Waikiki. Das sind Orte, von denen hat bestimmt jeder von uns schonmal gehört, sei es in Dokumentation, Songs, Reiseberichten, Büchern oder vielleicht sogar aus dem Film (T)Raumschiff Surprise in dem die 3 Hauptcharaktere unbedingt bei der Miss Waikiki Wahl gewinnen möchten.
Hätte mir vor ein paar Jahren jemand gesagt ich würde jemals an hawaiianischen Stränden unter Palmen liegen, Kokosnüsse in einem erloschenem Vulkankrater schlürfen oder mit Schildkröten schwimmen, hätte ich gelacht und gesagt schön wärs, träum weiter. Und jetzt? Jetzt hab ich genau all diese Sachen erlebt und bin schon wieder am nächsten Ort an dem ich nie gedacht hätte zu sein, aber dazu mehr im nächsten Eintrag. Fangen wir mal an:
Der 6-stündige Flug von Portland nach Honolulu zeigt schon wie ewig weit weg Hawaii von allem ist. Würde man 8 Stunden weiter nach Westen fliegen wäre man in Tokio und zwischen der Westküste der USA, Hawaii und Japan liegt wirklich NICHTS. Das macht Hawaii und alle anderen polynesischen Inseln so einzigartig und beeindruckend.
Leider gabs bei der Ankunft in Honolulu keine klischeehafte Blumenkette für jeden ankommenden Gast, trotzdem war eine Sache sehr anders im Vergleich zu anderen Flughäfen, die ich bisher gesehen habe: Der Großteil des Flughafengebäudes ist komplett offen. Der Meereswind weht sanft durch die Hallen, die „hawaiianischen Tauben“ (wie ich die meistverbreitesten Vögel auf der Insel kurzerhand getauft habe) fliegen durch die Hallen und zwitschern den klassischen „Paradies-Vogel-Sound“.
Jeder Angestellte trägt tatsächlich ein Hawaiihemd. Ich dachte zuvor immer, dass wäre ein Touristen Ding diese Hemden zu tragen, aber es hat sich schnell herausgestellt, dass es sich dabei einfach um die hawaiianische Lederhose handelt, deshalb stand das sehr schnell ganz oben auf meiner Einkaufsliste.



Angekommen im Hotel direkt am Waikiki Beach mit Aussicht auf den erloschenen Vulkan Diamond Head oder Leahi, konnte ich gar nicht mehr aufhören zu staunen – Ich bin hier. Ich bin wirklich hier. Das türkisblaue Wasser glitzerte unten am gold-weißen Sandstrand und weiter draußen im Wasser übten Leute auf kleinen Wellen das Surfen während Katamarane sich durch die vielen schwimmenden Menschen manövrierten. Sonnenbrille auf und Sonnenuntergang genießen…

An der Küste entlang
Zur gleichen Zeit wie ich waren 3 andere Deutsche auf Oahu (die Insel auf der Honolulu liegt). Sophia und Kris aus Portland und Anna aus Alaska. Während ich mit meinem Host zusammen in einem Hotel war, teilten sich die anderen 3 ein AirBnB in unserer Nähe und einen Leihwagen.
Dieser Wagen wurde dann am zweitem Tag erstmal abgeholt und ausprobiert und zwar an der Ostküste. Die Insel ist gar nicht mal so groß. Das heißt man kommt bei normalem Verkehr in ein bisschen mehr als einer Stunde von der Nord- zur Südküste und andersrum. An der Küstenstraße wusste man oft nicht wo man zuerst hinschauen sollte – Links die grünen, mit tropischen Pflanzen bewachsenen, Vulkanberge und rechts der Sandstrand mit Palmen und Wasser in einem Blau, wie ich es vorher noch nie gesehen habe.
Nach ein paar wunderschönen Stopps hatten wir unser letztes Ziel für den Tag erreicht: Den Waimea Bay Beach. Ich wusste es vorher noch nicht, aber das war tatsächlich einer der Strände, den ich Wochen vorher in einer Oahu Doku gesehen hatte und der bekannt ist für seine großen Wellen in den Wintermonaten. Die Wellen waren wirklich perfekt. Ich könnte Stunden damit verbringen mich einfach nur treiben zu lassen oder in die brechenden Wellen zu springen und mit dem Sonnenuntergang im Hintergrund hätte der Tag nicht besser enden können.



Vulkan Krater Kokosnuss
Da ich anscheinend nicht aus meiner San-Diego-Wanderung gelernt habe, startete der dritte Tag mit einer Wanderung auf die Spitze des Diamond Heads. Wie weiter oben schon erwähnt handelt es sich dabei um einen erloschenen Vulkan, dessen Krater ein fester Bestandteil der Skyline von Honolulu ist.
Wie es so mit bekannten Sehenswürdigkeiten ist, war hier ein bisschen mehr los. Es war aber alles noch im Rahmen wir mussten nur ein wenig weiter wandern, da der Hauptparkplatz bereits voll war. An der Spitze angekommen wurde man von einer spektakulären 360° Aussicht überwältigt.
Von der alten Bunkeranlage aus dem 2. Weltkrieg, die als Plattform diente konnte man alles sehen; Den nicht endenden pazifischen Ozean mit ein paar vereinzelten Containerschiffen in der Ferne, den kompletten Vulkankrater von oben, Honolulu und vor allem Waikiki und weiter hinten Berge mit einem Regenbogen im Vordergrund.







Weil es uns am Vortag dort so gut gefallen hat und wir nur begrenzt Zeit hatten, da die Sonne gestern unterging machten wir uns danach auf den Weg zum Waimea Beach. Diesmal waren wir jedoch zu fünft im Auto (wir haben meinen Host mitgenommen), was die Autofahrt in dem kleinen Auto abenteuerlich machte. Am Strand badeten wir wieder bis es dunkel wurde und beendeten den Tag anschließend mit einem Abendessen in Waikiki.

Schildkröten und Postkarten Motive
Der vierte Tag war auch wieder mehr oder weniger durchgeplant. Man muss ja schließlich die Zeit, die man hier hat nutzen, da es sehr wahrscheinlich ist nie wieder an diesen Ort zu kommen! Wieder mal früh aufstehen und mit den anderen treffen. Diesen Morgen gings zu einem Tipp von Kris‘ Hostmum, die Verwandte auf Hawaii hat und somit Insider Infos hat.
Also fuhren wir zur Westküste der Insel, dort wo wahrscheinlich die wenigsten Touristen auf Oahu sind. Um zum uns geschilderten Spot zu gelangen kletterten wir auf einem teilweise zerstörten Steinwall in der Bucht eines kleinen Ortes bis zur Spitze. Dort wurden wir dann tatsächlich nicht enttäuscht – SCHILDKRÖTEN. 5 Stück um genau zu sein.
Während wir da so saßen und die Schildkröten vor einer traumhaften Kulisse mit Bergen im Hintergrund und einem einsamen Segelschiff beobachteten, füllte sich so langsam der Strand mit Locals. Ein paar Stand-Up Paddler, Schwimmer und ein lokaler Ruderclub waren unterwegs.
Besonders cool fand ich eine Gruppe von Leuten die an der Spitze einer Landzunge standen und einen Haka (Ein polynesischer Kriegertanz, bekannt z.B. vom Rugby) aufgeführt haben. Nicht für irgendwelche weißen Touristen wie mich, die dafür gezahlt haben, sondern einfach für sich als Training, weil es eben ihre Kultur ist.
Genau das sind die Momente, die ich beim Reisen liebe; Ein authentisches Bild der Menschen, die dort leben, abseits von den Shows und Touristen-Spots. Ein weiteres Beispiel ist ein Vater, der mit seinen 2 Söhnen (nehme ich mal an) im Wasser gespielt hat während der Familien-Hund am Strand bei ihren Sachen saß, inklusive eines großen Lautsprechers aus dem Reggae kam. Der ganze Vibe an dem Strand hat einfach gepasst.





Hawaiianische Geschichte und Kultur
Tag Nummer 5 An diesem Tag stand ausschließlich Kultur auf dem Programm. Nach gutem Frühstück (so wie jeden Morgen) haben wir eine Führung durch den ehemaligen Königspalast von Hawaii, den Iulani Palace, bekommen. Ja Hawaii war früher eine Monarchie. Bevor die USA sich gedacht haben, dass es eigentlich ganz praktisch wäre die Inseln als Teil der USA zu haben und die Monarchie gestürzt wurde.
Einen kleinen Teil dieser Geschichte haben wir auch auf der Führung gelernt und welche Beziehung die Hawaiianer auf der ganzen Welt hatten (sogar mit den Deutschen/ Preußischen Königshäusern). Ein wirklich schöner Palast, wenn da nicht ein Problem wäre, das auch viele andere kolonialisierte Länder haben – Viele Bestandteile der Inneneinrichtung des Palastes und sogar Dinge wie z.B. die Kronjuwelen oder Kunst sind bis heute veschollen oder im Privatbesitz von irgendwelchen Personen, die diese von den damaligen Plünderern vererbt haben.
Den allermeisten davon ist sehr wahrscheinlich gar nicht bewusst, dass es sich bei dem alten antiken Tisch von ihrem Groß-Großvater um den Nachttisch von irgendeinem König handelt. So erzählte die Frau, die die Führung gab, von zufälligen Entdeckungen vom Besitz der Königsfamilie in alle möglichen Orten in der kontinentalen USA.



Das absolute Highlight des Tages war ein hawaiianisches Fest (Luau) am Abend auf einer alten Nussplantage auf einem der höchsten Hügel von Honolulu. 15 Meter hohe Mangobäume, tropischer Wald und eine atemberaubende Aussicht auf die Stadt und den Sonnenuntergang. Es gab nicht nur klassisches hawaiianisches Essen, es gab auch Tänze und die Leute, die die ganze Veranstaltung geleitet haben waren alle Hawaiianer. Normalerweise sind diese großen Touristen-Luaus am Strand mit ca. 200 Leuten, deshalb war ich echt froh, dass wir in so einer relativ kleinen Runde waren.



Fallschirmspringen im Paradies
Tag 6, Freitag Das was jetzt kommt war teilweise geplant, teilweise spontan. Kurz nach unserer Ankunft auf Hawaii haben wir (Anna aus Alaska und ich) einen Fallschirmsprung gebucht. Ich wollte das schon länger machen, jedoch ging dann alles ein bisschen schneller als erwartet.
Früh morgens um 5 Uhr sind wir aufgestanden und eine Stunde von Waikiki an die Nordküste gefahren. Dort auf einem kleinen Flugplatz durfte ich noch etwa 20 Dokumente unterschreiben die mich fragten ob ich mir auch auf jeden Fall 100% bewusst bin was ich hier mache und saß dann auch schon im Flugzeug.
Ich hab einen Tandem Sprung mit Rick aus Kalifornien gemacht und Stephan aus Russland hat als Kameramann für mich Fotos geschossen. Das fand ich auch lustig. Auf so einem kleinen Flugplatz in Hawaii arbeiten zwischen den ganzen Amerikanern einfach 3 oder 4 Russen, die dort hin ausgewandert sind und jetzt 50-mal am Tag aus einem Flugzeug springen. Gibt bestimmt langweiligere Jobs.
Es ging höher und höher bis schließlich auf 15.000 Feet (ca. 4,600 Meter) die Tür von unserem kleinen Flugzeug aufging. Bis zu diesem Zeitpunkt hielt sich meine Nervosität wirklich in Grenzen und dann kam alles auf einmal. Nach und nach sind alle vor mir gesprungen und ich als einer der letzten konnte spüren wie mein Puls steigt.
Dann ging alles ganz schnell; Man springt und bekommt die ersten paar Sekunden keine Luft, weil einem mit 200 km/h der Wind ins Gesicht geweht wird. Nach und nach kann man dann durch die Nase atmen. Nach 60 Sekunden war der Freie Fall auch schon wieder vorbei und der Fallschirm ging auf.
Das ist der Moment in dem man dann mehr oder weniger entspannt sich die Landschaft von oben anschauen kann und bei mir war es der erste Moment in dem ich einen Druckausgleich gemacht habe. Geht ganz schön auf die Ohren, aber das Meerwasser der letzten Tage war draußen also hey, wenn man Wasser im Ohr hat, das man nicht rausbekommt einfach Fallschirmspringen gehen ;).
Noch ein Tipp macht den Mund zu, wenn ihr im Freien Fall seid und Bilder von euch gemacht werden. Ich sehe auf meinen meisten Bildern aus wie der Hund unten.




Der restliche Tag war geprägt von Gegensätzen – mittags gabs McDonalds auf einem Bürgersteig in Waikiki und abends gings in ein schickes hawaiianisches Tapas Restaurant mit Dingen auf der Karte, die ich noch nie zuvor gehört habe.
Falls ihr nicht wisst was Tapas sind, ihr seid nicht alleine ich wusste es auch nicht. Tapas sind kleine Häppchen, aber wenn man das als ganze Mahlzeit hat sind es halt gleich 10 kleine Häppchen mit verschiedenen Gerichten. Wieder was gelernt. Wegen meiner Unwissenheit wurde ich komplett vom Bestellprozess entbunden und mein Host Rocky hat bestellt. Hat geschmeckt!



They see me rollin’…..
Samstag, Tag 7 Ab diesem Tag hat man gemerkt, dass die Schulferien in Amerika begonnen haben. Die Anzahl der Leute in Waikiki hat sich von einem auf den anderen Tag gefühlt verdoppelt. Da ich die letzten Tage immer etwas mit den anderen Deutschen unternommen hatte wollte ich mal alleine etwas ausprobieren.
Ich bin zwar schon mal Motorrad gefahren vor sehr langer Zeit, Roller waren jedoch neu für mich. 8:30 Uhr ich stehe vorm Rollerverleih und warte das die kleine Hütte, die aussah wie ein Mandelstand auf einem Volksfest öffnet. Nach ein paar Minuten Warten passierte das dann auch und mit dem Öffnen der Fenster kam eine Wolke aus Grasgeruch aufgestiegen.
Die 3 netten Verleiher haben vor der Öffnung erstmal schön eine Hotbox in ihrem Verkaufsstand gemacht. Warum ich das erwähne? Ich bin es zwar schon von Portland gewohnt an jeder Ecke Gras zu riechen und Hawaii hängt Oregon da in wirklich nichts nach. Gehört wahrscheinlich einfach zum Island-/Surfer-Lifestyle.
Auf jeden Fall bin ich dann mit meinem ausgeliehenen Scooter ein bisschen auf der Insel rumgefahren und habe immer mal wieder an ein paar Stränden Halt gemacht. Als Mittagessen gab es lokal gefangene Shrimps aus einem Food Truck und gegessen habe ich das ganze auf einem alten Garten-Plastikstuhl direkt am Strand unter Palmen. Es muss nicht immer die teure Tapas Bar sein, oft reicht auch der $5 Knoblauch Shrimp Reis, wenn man am richtigen Ort is(s)t.



Raus aufs Meer
Tag 8 Der letzte ganze Tag. Mal wieder früh aufstehen (das war ich ja inzwischen schon gewohnt). In den Wintermonaten kann man auf Hawaii Buckelwale sehen, die von Alaska aus migrieren um im warmen Wasser ihre Jungen zu bekommen. Ich hab ja schon in Oregon für etwa 1/2 Sekunden eine Schwanzflosse eines Wals sehen können, dieses Mal Whale Watching war aber auf einem ganz anderen Level.
Nicht nur habe ich haufenweise Schwanzflossen gesehen, ich habe sogar gesehen wie eine junger Buckelwal aus dem Wasser gesprungen ist. Ja zumindest hätte ich das sehen können…Ich habe nur noch gesehen wie das Wasser nach oben gespritzt ist nachdem der Wal wieder im Wasser war, weil ich natürlich genau zu dem Zeitpunkt auf die andere Seite des Bootes geschaut habe…. Naja, kann ich auch nichts dran ändern.


Beim darauffolgenden Schnorcheln hab‘ ich aber nichts verpasst! Mit einem Katamaran ging es einige hundert Meter raus aufs Meer direkt vor Waikiki. Ziel war ein Riff, das als „Putzstation“ für Meeresschildkröten dient. Dort lassen sich die Schildkröte von Fischen die kleinen Algen von ihren Panzern fressen.
Diesmal konnte man „nur“ 3 Schildkröten sehen, dafür aber mit ihnen schwimmen. Die Fische, die Schildkröten und dass Riff waren wirklich sehr schön. Nachdem wieder alle an Bord waren hat unsere Kapitänin noch ein paar Runden mit entspannter Island-Musik gedreht. Meine T-Shirt Bräune der letzten Tage wurde ich auch einigermaßen los.

Abschied
Am Sonntag hieß es abschied nehmen vom Paradies. Als ich wieder in Portland angekommen bin habe ich mich das erste Mal wirklich gefühlt als würde ich nach Hause kommen. Ich kann es fast nicht glauben so etwas zu sagen, aber irgendwie habe ich das kalte, nasse Wetter in Portland vermisst, ist ja schließlich Dezember.
Ah und noch ein Wahnsinns Lifehack von mir, den niemand vor mir hatte: Ein Nackenkissen vom Flughafen wirkt auf einem 6 Stunden Flug Wunder. So wurde aus einer Folter für meinen Rücken, eine erträgliche Reise.


Glückwunsch, wenn du es bis hier geschafft hast! Ich habe in diesen 8 Tagen so viel erlebt, dass es schwer war mich kurz zu fassen und nicht alles in meinem Gedächtnis verschwimmen zu lassen. Auch deswegen schreibe ich diesen Blog. Ich wüsste in ein paar Monaten schon nicht mehr was genau ich alles erlebt habe.
Danke fürs Lesen