#9 Californication

#9 Californication

25. Dezember 2021 2 Von Ben

Es ist schon ziemlich grau und regnerisch hier in Portland. Da kam die Nachricht, dass es über Thanksgiving zu Verwandten meines Hosts in San Diego geht, wie gerufen. San Diego liegt direkt an der Grenze zu Mexiko und Tijuana, der gefährlichste Stadt der Welt. Aber hey, 25°C+ und Sonnenschein im Winter. Das Risiko geh ich doch gern ein. Um es vorweg zu nehmen: Als normaler Touri hat man nicht wirklich etwas zu befürchten.

Sonntag, Abflug in Portland bei 10°C und Regen. Nach 2 Stunden in dem ungemütlichsten Flugzeugsitz auf dem ich jemals sitzen musste öffnete sich die Tür des Flughafens in San Diego und ein Schwall an warmer Luft blies mir ins Gesicht. Aaaaaaah schön. Das ist schonmal ein gutes Zeichen, wenn die Luft um 9 Uhr abends draußen wärmer ist als die innerhalb des klimaanlagen-gequälten Flughafengebäudes. Dieser Mix aus Palmen, warmer Luft und mexikanischer Musik im Radio des Leihwagens war der perfekte Start in die kommenden Tage.

Tag 1, Montag

Nach einem Frühstück unter zwei Avocado Bäumen stoppten wir kurz an einem Café am Strand auf dem Weg zu einem Brunch mit Freunden von meinem Hostdad. Ihr glaubt kalifornischer wird’s nicht mehr? Falsch gedacht.

Im Café wurde ich noch kurz erinnert, dass ich mich im Bundesstaat, der Influencer und Startup Besitzer/Entrepreneure befinde. Und gefühlt waren davon alle gerade in diesem Laden. Angefangen von Gesprächen über Bowls und Kaffee hin zu dem stereotypischen Valley Girl Accent war alles zu hören (Leuten aus Süd Kalifornien bzw. den großen Städten dort wird manchmal ein bestimmter Akzent nachgesagt.)

Der Backyard von Rockys Tante inklusive Kolibri Wandgemälde

Nach kleinem Spaziergang am kalifornischen Strand und Brunch in kurzer Hose und T-Shirt (Ich komme immer noch nicht drauf klar, dass es November ist und es 25°C hat) stand der Hauptpunkt unseres Tages auf dem Plan: Der San Diego Zoo. Der wohl bekannteste Zoo der Welt und vielleicht sogar der Beste. Und ich muss schon sagen, es war der schönste Zoo in dem ich jemals war, aber ich bin auch kein großer Zoo Fan oder bin in so vielen Zoos unterwegs.

Tag 2, Dienstag

Da mein Hostdad wusste, dass ich die Wüste liebe, war für den Dienstag nur rumfahren in der Wüste von Süd Kalifornien angesagt. Zu aller erst ging es an die Grenzmauer von Mexiko und den USA. Irgendwo im Nirgendwo ein großer brauner Metall-„Zaun“. Fühlt sich sehr komisch an das zu sehen und zu wissen wie viele Menschen auf der anderen Seite sich ein besseres Leben erhoffen und so viel auf sich nehmen um hier rüber zu kommen. Und ich? Ich hab das Glück auf der „richtigen“ Seite zu stehen und mache Touri-Fotos.

Das eigentliche und einzig geplante Ziel für diesen Tag waren die Imperial Sand Dunes Nach 2 Stunden Fahrt durch kalifornisches Hinterland und riesige Farmen wurde aus der steinigen kargen Wüste mit wenig Vegetation eine „richtige“ Wüste mit großen Sanddünen. Der Ausblick mit den Sanddünen im Vordergrund und den Bergen im Hintergrund wäre perfekt gewesen, wenn da nicht die sehr lauten Dünenbuggys mit ihren „Fuck Biden“ und „Trump 2020“ (Ja es gibt wirklich Leute, die immer noch diese Fahnen haben) überall gefahren wären.

Tag 3, Mittwoch

San Diego hat für amerikanische Verhältnisse ziemlich viel Geschichte zu bieten. Heute ist es eine Grenzstadt zu Mexiko, aber früher war es (wie komplett Kalifornien) teil von Mexiko und wurde zuerst von den Spaniern besiedelt (nach den Ureinwohnern natürlich). Man hätte es fast erahnen können bei dem Namen 😉 .

Also machten wir uns am Mittwoch auf ein bisschen was von der Geschichte zu sehen in der Altstadt von San Diego. Hier gibt es viele Replikas von alten Gebäuden und seeehr gutes mexikanischen Essen mit dem wir in den Tag gestarten sind. Ich steh voll auf diesen alten spanischen kolonialen Stil der Gebäude gemixt mit Western-Flair, deswegen war das ein Highlight für mich.

Nachmittags gings nach Coronado. Das ist eine Insel in der Bucht von San Diego mit einem schönen Strand und altem Hotel aus 1888. War ganz schön dort, aber ab einer gewissen Anzahl an Leuten in bunten Shorts und Bootsschuhen fühle ich mich an einem Ort nicht mehr wohl und diese Zahl wurde hier deutlich überschritten. Um die „Schnöselhaftigkeit“ dieser Gegend zu verdeutlichen: Es gab eine Eislauffläche vor dem Hotel. Am Strand. Bei 25°C und Sonnenschein. Muss nicht wirklich sein oder?

Tag 4, Donnerstag

Donnerstag war Beach Day. Wie manche vielleicht aus meinem Pacific North West Beitrag wissen, lasse ich keine Möglichkeit aus um im Meer zu schwimmen und das Wasser in Kalifornien ist tatsächlich, wer hätte es gedacht, wärmer als in Oregon. Immer noch nicht warm, aber wärmer.

Nachdem ich am Black Beach abgeladen wurde, hieß es erstmal einen Ort finden an dem nicht gerade 300 Menschen spazieren gehen (Es war der Tag von Thanksgiving, heißt sehr viele Familien machen zusammen Spaziergänge). Nach einiger Zeit habe ich dann auch ein Plätzchen gefunden und verbrachte die nächste Stunde damit in die Wellen zu springen. Fun-Fact: Ziemlich genau dort wo ich im Wasser war wurde Tage zuvor ein großer Weißer Hai gesichtet.

Was gibt es zu Thanksgiving zu sagen? Es war nicht wirklich besonders wenn ich ehrlich bin. Tauscht den Truthahn durch Braten aus und lasst die Leute deutsch reden und ihr habt jede Familienfeier in Deutschland. Es war natürlich trotzdem cool das mal zu sehen und ich bin dankbar, dass ich dabei sein durfte und es keine Verrückten Anti-Vaccine Leute in der Familie gab. Ich habe es leider irgendwie nicht geschafft ein einziges Foto zu machen. Sorrryyyy.

Tag 5, Freitag

Tag 5 startete mit der schlechtesten Idee, die ich während der ganzen Zeit in San Diego hatte. Lass mal bei 27°C wandern gehen! Ich bin mir nicht sicher ob der 1 1/2 stündige Spaziergang auf einem asphaltierten Weg als Wanderung zählt, aber geschwitzt hab ich wie auf einer richtigen Wanderung. Die Landschaft war mal wieder wunderschön und unser Ziel, der Mission Dam, ein alter Damm aus spanischen Zeiten war sehenswert, trotzdem nicht wirklich ne Wucht.

Verschwitzt und mit gefühltem Sonnenstich ging es zu 2 weiteren Highlights des Trips: Einer alten Mission und dem Balboa Park. Ich liebe diese alten spanischen Kirchen und die Mission war dann gleich ein ganzes Kloster mit wunderschönem Garten.

Der Park war auch einfach nur toll. Eigentlich war die Tage zuvor geplant eines der vielen Museen zu besuchen, die es dort gibt, jedoch habe ich zu dem Zeitpunkt noch nicht mit den starken Kopfschmerzen geplant, die ich dann bekommen sollte. Deswegen blieb es letztendlich bei einem kleinen Spaziergang durch das Herz des Parks inklusive Heiratsantrag direkt neben mir.

Beim nach Hause fahren mit einem Lyft (sowas wie Uber/Taxi Service per App) habe ich dann noch eine komplette Geschichtsstunde von meinem Fahrer bekommen. Luis kommt aus Tijuana, also direkt auf der anderen Seite der Grenze und ist nach San Diego gekommen, weil es ihm in seiner Heimat zu gefährlich wurde. Ich glaube für mich wird es mal Zeit ein bisschen mehr spanisch zu lernen.

Tag 6, Samstag

Nach ein paar wunderschönen Tagen Sommer im Winter kamen wir dann wieder im verregneten Portland an und die nächste Reise war schon geplant. Hawaii 🙂