#13 Miami – Hot Winds Blow
Um ehrlich zu sein hatte ich keine allzu großen Erwartungen von Florida. Alle Amerikaner mit denen ich zuvor über Florida gesprochen habe, hatten nicht viel Positives über den State zu berichten. Rednecks, Alligatoren und Trumps neues Zuhause. Meine Freunde waren dann aber doch zu hartnäckig und deshalb hab‘ ich mich überreden lassen und bin von New York aus mit nach Miami geflogen. Wie sich später herausstellte eine sehr gute Entscheidung!
Welcome to Miami – Bienvenidos a Miami
Es ist also Mittwoch. Morgens stand ich noch leicht frierend ohne Jacke in New Jersey und jetzt wartete ich schwitzend in Pullover und Jeans bei 28°C vor dem Flughafen in Miami darauf, dass unser Leihwagen gebracht wird. Mit 19 Jahren einen Mietwagen zu organisieren ist gar nicht so einfach. Die meisten offiziellen Verleiher haben ein Mindestalter von 21 (manchmal sogar 25). Trotzdem habe ich dann einen Weg gefunden und eine App entdeckt mit der man Autos von Privatpersonen mieten kann. (Turo – Für alle „demnächst PPPler“).
Ein wenig später kam dann auch unser Auto und nach einer ziemlich schnellen Abnahme („Hier sind die Schlüssel. Ich seh dich in 4 Tagen wieder“) gings los Richtung Hotel in Miami Beach. Ich bin inzwischen die teilweise sehr chaotische Verkehrssituation auf amerikanischen Straßen gewohnt, aber konnte meinen Beifahrern die Verunsicherung teilweise noch anmerken. Mann, freu ich mich schon auf die geschmeidigen deutschen Fahrbahnen.
Miami Beach und besonders South Beach ist wahrscheinlich der Ort, den die meisten vor sich sehen, wenn sie an Miami denken. Endlos weißer Sandstrand, Spring Break Partys, Ocean Drive, Promis, Reiche und hummer-rote Touristen mit Sonnenbrand.
Unser Hotel war auf der West Seite der Insel und 15 Minuten zu Fuß vom Strand auf der Ostseite entfernt. Da ging es dann auch nach kurzem Einchecken und Abladen der Taschen hin. Auf dem Weg haben wir etwas gesehen das ich in Amerika zuvor noch nie gesehen hatte – Eine Fußgängerzone! Ich war schon fast begeistert. Ein Block breit von einem Ende der Insel zum anderen war nur zu Fuß begehbar. Unglaublich! Und das in den USA!
Der Strand selbst war für einen „Stadt-Strand“ erstaunlich schön. Wir kamen am frühen Abend dort an, daher waren auch nicht mehr zu viele Menschen am Strand. Was mich am meisten gefreut hat war das warme Meerwasser. Hatte schon ein bisschen was von Hawaii (Aber nicht ganz 😉 ).
Rot. Bunt. Kuba
Tag 2 startete wie Tag 1 geendet hat: Mit Strand. Nach einem kubanischen Sandwich und einem kleinen Spaziergang machten wir es uns am späten Morgen auf dem weißen Sand bequem. Schlau wie wir sind haben wir uns auch alle ganz brav eingecremt bzw. haben es versucht. Die kleine Sprühflasche Sonnencreme war fast so schnell leer wie unsere Wasserflaschen, die gefühlt in der Wärme verdunstet sind.
Bereits nach 3h Stunden konnte man die ersten Folgen, des eigentlich so angenehmen Sonnenscheins, sehen. Die endgültigen Ergebnisse zeigten sich aber erst am späten Abend und besonders in den nächsten Tagen. Der schlimmste Sonnenbrand unseres Lebens! Auf einmal war ich einer der hummer-roten Touristen, die ich vorher noch verspottet habe.
Aber auch wenn wir bereits Medium rare bis well done waren, unser Tag war noch nicht vorbei. Um nicht nur faul in der Sonne zu braten setze ich mich mal wieder für ein bisschen Kultur ein und so ging es nachmittags nach Wynwood und Little Havanna.
Wynwood ist ein Viertel in dem so gut wie jede Wand mit unfassbar guten Graffitis bemalt ist. Da unser Parkticket in Wynwood nur für eine halbe Stunde gültig war haben wir einen kurzen Spaziergang um ein paar Blocks gemacht. Es gab wirklich keine einzige Wand, die nicht gut ausgesehen hat. Ein Gemälde war schöner als das andere und allgemein war das Viertel sehr hipp.
Eine kurze Autofahrt später waren wir dann auch schon in Little Havanna, genauer gesagt an der Calle Ocho (8th Street). Little Havanna ist, wie der Name vielleicht schon schließen lässt, ein kubanisches Viertel in Miami. Kubanische Musik in kubanischen Restaurants, kubanische Zigarrenläden, freilaufende Hühner, alte Männer, die Domino spielen und natürlich hauptsächlich Leute, die Spanisch sprechen.
Nach ein paar Mal auf und ab laufen der Straße und vielen Fotos haben wir uns dann für ein Restaurant entschieden und das karibische/kubanische Essen probiert. Sehr lecker! (Kubanisches Essen nicht mexikanisch! @Max, Jannis, Jojo). Das sollte nicht mein letztes Mal in Little Havanna sein, aber dazu später mehr.
Amerikanischer Karibik Flair
Key West war wahrscheinlich der Ort auf den ich mich am meisten während unserer Reise gefreut habe. Und es hat ein wenig Überzeugungskraft gebraucht, aber letztendlich habe ich es geschafft die anderen davon zu überzeugen die nicht gerade kurze Autofahrt von etwa 4h auf uns zu nehmen um noch mehr Karibik Feeling zu haben als eh schon zuvor in Miami.
Der Großteil der Strecke von Miami nach Key West verläuft auf einer einzigen Straße, die über die Keys verläuft. Die Keys sind eine Inselkette mit zich kleineren und größeren Inseln. Jede Insel hat einen Namen der mit „Key“ anfängt. Darunter dann bekanntere Inseln wie Key Largo (siehe Kokomo – Beach Boys), aber auch winzige Inselchen wie Key Rattlesnake oder Key Who.
Wären da nicht die vereinzelten Flaggen hätten man wirklich nicht sicher sein können, dass man sich immer noch in den USA befindet. Kleine Häuser aus Holz an, für amerikanische Verhältnisse, relativ engen Straßen, die von Palmen umwachsen sind. Hühner laufen bei tropischen Temperaturen mit ihren Küken auf der Straße rum während man irgendwo in der Ferne einen Hahn krähen hört.
Da wir nicht wirklich etwas für Key West geplant haben sind wir vorerst entspannt durch die Altstadt geschlendert und haben an dem ein oder anderen Spot ein Foto gemacht. Der südlichste Punkt, der kontinentalen USA war einer davon. Eine 20 Meter lange Schlange an Menschen stand dort an um ein Foto mit dem Markierungspunkt zu machen. Das Warten war uns aber zu doof.
Nach einem typisch amerikanischen Mittagessen ging das Spazieren weiter und wir kamen am alten Leuchtturm von Key West sowie dem ehemaligen Haus von Ernest Hemingway vorbei. Gegen Nachmittag haben wir uns dann einen Strand gesucht und der Ort an dem wir am Ende angekommen sind war absolut traumhaft! Wie aus einer Reisebüro Werbung. Trotz der eigentlich kleinen Anzahl an anderen Leuten am Strand haben wir es irgendwie geschafft uns natürlich neben 2 andere Deutsche zu legen.
Auf dem Weg zurück wurde dann kurzerhand der Erkundungsmodus angemacht und so Sätzen nachgegangen wie: „Lass mal schauen wo die Straße da links hinführt“. „Weit wird man ja nicht fahren können.“ dachten wir uns und nach ein paar protzigen Villen haben wir dann am Ende der Straße ein paar ruhigere Ecken der Keys gefunden + Trampelpfade durch Mangroven.
Nach 4 Stunden Rückweg nach Miami ist mir dann noch etwas typisch Amerikanisches eingefallen, dass ich den anderen zeigen könnte – Walmart. Nur wenige Dinge schreien so sehr Kapitalismus, Konsum und USA wie der Riesen Supermarkt mit einer Auswahl wie ein Real, ein Kaufland und ein Edeka zusammen. Hamsterkäufe waren hier nie ein Problem, wenn man die Nudeln eh schon in 5kg Packungen kaufen kann. Extremer ist wahrscheinlich nur Costco.
Tiger Alligator King
Am nächsten Tag hatten wir einen weiteren Grund auf dem Tagesplan weshalb wir uns überhaupt einen Leihwagen gesucht hatten. Ein Trip in den Everglades Nationalpark. Die endlosen Sumpflandschaften und Mangrovenwälder konnte man auch schon bei der Anreise auf dem sehr geraden Highway sehen.
Auf dem Hinweg haben wir auch schon die ersten Alligatoren sehen können. Okay, naja erst nur überfahren am Straßenrand, aber etwas später dann auch neben der Straße im Wasser. Nach der recht schnell eintönig werdenden Fahrt kamen wir nach 1,5h Fahrt an der „Westcoast“ von Florida und unserer Airboat Tour an.
Erster Eindruck war…nun ja….interessant. Bevor es aber auf das Boot ging wurde sich noch fleißig eingecremt, damit die Grill-Session vom ersten Tag sich nicht wiederholt. Da stolperten wir also alle zusammen auf das Boot mit der großen Hoffnung Alligatoren, Krokodile und ein bisschen coole Natur zu sehen. Schlussendlich hat es leider nur für die Natur gereicht.
Die Mangroven sehen natürlich ganz schick aus, besonders wenn man noch nie zuvor so einen Mangroven Wald gesehen hat, jedoch wiederholt sich alles recht schnell und die kleinen Drifteinlagen des Bootsführers rechtfertigen leider nicht den horrenden Preis, den wir für das ganze Spektakel gezahlt haben.
Im Preis inbegriffen war der Eintritt in die Alligator Auffangstation, in der angeblich Alligatoren (und Krokodile) gehalten werden um sie zu pflegen. Artgerecht und schön hat es auf dem Gelände jedenfalls nicht ausgesehen. Jeder der Tiger King mit Joe Exotic auf Netflix gesehen hat kann sich hier ein „Alligator King“ vorstellen. Inklusive Babyalligatoren hochhalten und Foto machen (Auf das haben wir verzichtet).
Enttäuscht darüber keine wilden Tiere gesehen zu haben dachten wir uns beim Heimweg, dass man doch einfach mal wieder einen Abstecher von der Hauptstraße auf die Kiesstraßen machen könnte und sich selbst ein bisschen die Gegend anschaut. Hat am Vortag ja ganz gut funktioniert. Also ab auf die nächste angrenzende Straße und auf dem holprigen Belag 3 Meilen durch das Dickicht zu einem kleinen Campingplatz mit See fahren und siehe da: 5 Schritte Richtung Wasser gemacht und vor uns war ein kleiner Alligator am Sonnenbaden.
Die nächsten Abstecher waren leider nicht so erfolgreich, allerdings konnten wir bei einem kleinen Besucherzentrum noch einige größere Gators sehen. Alles in allem war der Tag ein wenig enttäuschend, aber hey, jetzt habe ich die Everglades auch mal gesehen.
¿Hablas Inglés?
Und schon war es wieder Zeit zum Abschied nehmen. Am folgenden Tag war der letzte Tag für meine Freunde angebrochen. Ich habe ein letztes Mal Chauffeur gespielt und alle zum Flughafen gebracht und anschließend das Auto wieder bei seinem eigentlichen Besitzer abgegeben. Danach ging es mit dem Uber zu meinem Hostel in Little Havanna.
Ich habe mich dazu entschieden 2 Tage länger in Miami zu bleiben, weil ich mir so enorm viel Geld für den Flug gespart habe. Meinen ersten Aufenthalt in einem Hostel habe ich mir dann aber doch irgendwie anders vorgestellt. Junge Leute in meinem Alter, lebhafte Atmosphäre und coole Unterhaltungen über die Reisen der anderen dachte ich. Gelandet bin ich in einem kleinen Haus, das von außen nicht als Hostel zu erkennen war und in dem vorwiegend ältere Menschen (40+) Langzeit-Buchungen hatten.
Mir wurde auch schnell klar, dass ich hier nicht sehr weit mit Englisch komme, deswegen habe ich mit Hängen und Würgen meine 3 Brocken Spanisch, die ich konnte, zum Einsatz gebracht was erstaunlich gut funktioniert hat. Die nächste Herausforderung war der Waschsalon in Little Havanna. Ich war zuvor noch nie in einem und hatte dementsprechend nicht wirklich einen Plan wie das Alles abläuft.
Hier wurde dann mein Spanisch auch gleich zum 2. Mal auf die Probe gestellt, da ich in dem kompletten Laden niemanden finden konnte der mir das Ganze auf Englisch erklärt. „Los siento. No entiendo Español”. Learning by Doing sollte es also werden.
Das Ergebnis war zufriedenstellend und somit war mein nächstes und letztes Ziel für diesen Tag nur noch etwas Essbares zu finden. In einer nahegelegenen Bäckerei hatte ich wieder das gleiche Problem mit der Sprachbarriere. Ich möchte mich hier auch auf keinen Fall beschweren ich finde das sogar eher lustig, wenn man sich mit Händen und Füßen verständigen muss, um ehrlich zu sein.
Sunshine
Meine letzten 2 Tage in Miami waren sehr unspektakulär. Wenn ich nicht gerade in der Sonne am Strand gelegen bin habe ich die Zeit im Hinterhof meines Hostels mit Lesen verbracht. Hin und wieder sind ein paar Eidechsen um mich herumgehuscht während ich die Wärme genossen habe und traurig war bei dem Gedanken wieder zurück ins Kalte Portland zu müssen. In Portland gab es nämlich dieses Jahr den nassesten, verregnetsten Frühling seit 81 Jahren.
Das war sie also: Meine letzte große Reise vor dem offiziellen Programmende Mitte Juni. Wenn ihr das hier lest habe ich bereits mein Auto verkauft und meinen Job gekündigt. Die ersten Klamotten liegen schon in meinem kleinen Koffer, denn in ein paar Tagen geht es wieder einmal an die Ostküste nach Washington D.C. zum Abschlussseminar meines Austauschjahres.
Vielleicht schreibe ich nochmal einen Eintrag bevor ich heimkomme. Vielleicht nicht.
Bis dann – San Frantschüssko
Servus Benny,
der Teil 2 war aa wieda sauguad gschriebn und obwoi i scho in Miami und Key West war, hab i damois ned sovui erlebt wia Du.
I wünsch da no vui Spaß de restlichn 25 Tag, kimm guad und gsund wieda hoam.
Bis boid
Franz Xaver